Zahlreiche Disziplinen können einen wichtigen Beitrag zu dem historisch einzigartigen Projekt „Europa" leisten. 2005 hat ein Autorenteam mit dem Band „Europawissenschaft" (bibliographische Angaben: siehe unten) die Frage aufgeworfen, inwieweit zur wissenschaftlichen Analyse der europäischen „Integration" auch eine neuartige Integration unterschiedlicher disziplinärer Ansätze erforderlich ist. Damit könnte - so die Vermutung - der Beitrag der „Wissenschaft" zum Projekt optimiert bzw. auf eine neue qualitative Grundlage gestellt werden (Stichwort „wissenschaftlicher Mehrwert"): brauchen wir also eine neue Wissenschaft, die „Europawissenschaft"?
Das Seminar wird dieser Frage unter verschiedenen Gesichtspunkten nachgehen: Welches sind die jeweiligen Beiträge einzelner Disziplinen zur Erforschung und zur Ausbildung von und in „Europafragen"? Wie können diese Disziplinen in neuartigen Formen der Zusammenarbeit einen optimierten Beitrag zur Lösung der Problemstellungen leisten? Wird der vielzitierte „Europaschwerpunkt" an der Universität des Saarlandes (UdS) diesem Anspruch gerecht? Methodisch-didaktisch wird die Lehrveranstaltung den Versuch unternehmen, Lektüreseminar und Projekt-Arbeitsgemeinschaft zu verknüpfen: Ausgangspunkt sind die jeweiligen Texte des o.a/u.a. Bandes „Europawissenschaft" sowie darüber hinaus ausgewählte vergleichbare Texte. Zugleich soll die Entwicklung entsprechender „europawissenschaftlicher" Ansatzpunkte an der UdS analysiert und mit entsprechenden, ausgewählten Ansätzen an anderen Hochschulen verglichen werden.
Im Sinne des geplanten methodisch-didaktischen Ansatzes können unter Umständen in begrenztem Maße auch zusätzliche „individuelle" Leistungen zur Erarbeitung des Themas (über die in den jeweiligen Modulhandbüchern vorgesehenen Leistungsanforderungen hinaus, auch in Arbeitsgruppen) erbeten bzw. erwartet werden. Da das Seminar teilweise auch als Lektüreseminar organisiert werden soll, wird darüber hinaus eine Vorbereitung auf einzelne Sitzungen in Form der Lektüre einzelner Beiträge - v.a. aus dem o.a./u.a. Band „Europawissenschaft" erwartet. Referate und Zusatzleistungen können gerne auch schon in den Sprechstunden vor Beginn der Vorlesungszeit übernommen werden (Sprechstunden in der vorlesungsfreien Zeit: Mittwoch, den 7. März, den 14. März, den 4. April und den 11. April 2012, jeweils 13-15 Uhr, Raum 2.24, Geb. C5 2, 1. OG)
Themenübersicht/Zeitplan:
Erster Teil: Einführungen
Präsentation der Lehrveranstaltung und der Arbeitsweise, Ihre Fragen und Erwartungen, Themenvergabe (18.04.2012)
Einführung: Europawissenschaft? Zur Einordnung und zur Grundlegung des Themas (Leiter der Lehrveranstaltung, 25.04.2012)
„Europa" und die Disziplinen zu seiner Erforschung: ein erster Überblick (02.05.2012)
Europäische Integration - Integration der „Europawissenschaften"? (09.05.2012)
Zweiter Teil: Die Disziplinen und ihr „Beitrag"
Politikwissenschaft: Europa - ein politisches Projekt (16.05.2012)
Rechtswissenschaften: Europa - ein juristisches Projekt (23.05.2012)
Wirtschaftswissenschaften: Europa - immer noch ein vorrangig ökonomisches Projekt? (30.05.2012)
Geschichte, Kultur, Identität: der Beitrag der „Geisteswissenschaften" zu „Europa" (06.06.2012)
Konvergenz und Kohäsion: der Beitrag der Sozialwissenschaften (13.06.2012)
Kohärenz und Kohäsion: der Beitrag der Sprach-, der Kultur- und der Erziehungswissenschaften (20.06.2012)
Medien und Publizistik: von der Notwendigkeit einer europäischen
Öffentlichkeit (27.06.2012)
Dritter Teil: Europawissenschaften und Europawissenschaft
Resümee: Europawissenschaft(en) an der Universität des Saarlandes (04.07.2012)
Beispielhafte europawissenschaftliche Ansätze an anderen Hochschulen (11.07.2012)
Brauchen wir eine „Europawissenschaft"? (18.07.2012)
Abschlusssitzung (25.07.2012)
Einführende Literatur:
Schuppert, Gunnar Folke/Pernice, Ingolf/Haltern, Ulrich (Hg.), Europawissenschaft, Baden-Baden (Nomos) 2005
Müller, Hans-Peter, Ist eine Wissenschaft von Europa möglich und notwendig?, in: Merkur, Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Heft 6, 60. Jg., Juni 2006, Stuttgart (Klett-Cotta), S. 538-542
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