Kommentar |
Die Kunst des Versbaus, deren klassische Technik die Römer von ihren griechischen Vorbildern bereits als komplex ausgebautes System übernahmen, gehört zu den faszinierendsten und ästhetisch vollkommensten Elementen der antiken Kultur. Dennoch handelte es sich bei der antiken Metrik (entgegen manchem Vorurteil) nicht etwa um ein künstlich ausgeklügeltes Arrangement, auf das sich Dichter mit Grammatiklehrern geeinigt hätten; sie läßt sich vielmehr in ihren Grundlagen nur verstehen, wenn man sie als Erscheinungsform der lebendigen Sprache in ihren historisch zu verortenden Entwicklungsstufen begreift. Die Vorlesung möchte zu Beginn diese sprachwissenschaftlichen und sprachgeschichtlichen Grundlagen im Detail darlegen (nicht ohne den wichtigen Vergleich mit den metrischen Techniken unserer neuzeitlichen Sprachen zu ziehen), dann aber zu den reichen Kunstformen übergehen, die zum Wertvollsten der antiken Literatur gehören und deren wichtigste Elemente jeder kennen und anwenden können muß, der sich mit den großen poetischen Werken des Altertums beschäftigt. In praktischen Übungen sollen die wichtigsten Versmaße (insbesondere der daktylische Hexameter, das elegische Distichon sowie ausgewählte Metren des Dramas und der Lyrik) auch im lebendigen Vollzug einstudiert und erprobt werden. |