Kommentar |
Platons Dialog Parmenides lässt sich in zwei Teile gliedern: Im ersten Teil werden Argumente gegen eine zentrale Annahme der platonischen Philosophie vorgestellt, die Existenz von Ideen. Weil die Gesprächspartner diese Ideenlehre trotzdem nicht aufgeben wollen, entschließen sie sich im Folgenden – das macht den zweiten Teil des Dialogs aus –, einige philosophische Gymnastikübungen durchzuführen, um dadurch besser im Argumentieren zu werden. Dabei wird eine Methode von Zenon angewendet, mit der Hypothesen geprüft werden, indem Folgerungen aus ihnen gezogen werden. Parmenides gilt als einer der schwierigsten Dialoge Platons. Das spiegelt sich in der Vielzahl gänzlich unterschiedlicher Interpretationsansätze wider, die bis hin zur These reichen, Platon habe den Dialog als einen Witz geschrieben. Dem Seminar liegt die mereologische Interpre-tation Franz von Kutscheras zugrunde, die parallel zum Dialog erarbeitet werden soll. Das Seminar ist Teil einer Gesamtlektüre der wichtigsten Werke Platons später Schaffenspe-riode und setzt damit die Seminare zum Sophistes, Politikos, Theaitetos und Phaidros aus den letzten Semestern fort. Vorkenntnisse aus diesen Veranstaltungen sind aber nicht Vo-raussetzung. Etwas Leseerfahrung mit frühen oder mittleren Dialogen Platons ist sehr wün-schenswert. Basale Griechischkenntnisse wären ideal, sind aber nicht erforderlich. Alle orga-nisatorischen Einzelheiten werden in der ersten Sitzung besprochen. Wir lesen den Text in der zweisprachigen Ausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft mit der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher. Sowohl der Text als auch die Interpreta-tion von Kutscheras werden in Moodle bereitgestellt. |