Kommentar |
Wolframs von Eschenbach 'Parzival' gehört zu den faszinierendsten und vielseitigsten Texten des Mittelalters. Die Geschichte des jungen Mannes, der ohne eine angemessene Ausbildung auszieht, um Ritter zu werden, und trotz vielseitiger Schwierigkeiten zum Gralskönig aufsteigen kann, fasziniert auch heute noch ein breites Publikum. Im Seminar steht das mittelalterliche Original zentral, wird jedoch auch ein Blick auf die vielen, das Original oft verfälschenden Nacherzählungen geworfen. Ausschlaggebend für das Seminar wird es sein, zu vergegenwärtigen, dass für Parzivals Werdegang verschiedene Dialoge eine ausschlaggebende Rolle spielen - die Gespräche mit seiner Mutter, mit Sigune, Gurnemanz, Anfortas, Trevrizent und vielen anderen Figuren bilden Schritte auf Parzivals Weg vom 'tumben' Knaben zum Artusritter und Gralskönig. Wolfram gestaltete solche Szenen deutlich anders und z.T. reflektierter als seine Vorlage (Chrétien de Troyes); gefragt werden soll nach dem kulturellen Hintergrund, vor dem solche Änderungen vorgenommen werden, und nach dem literarischen Programm, das Wolfram von Eschenbach damit verfolgt haben mag. Um dies ermitteln zu können, wird ausgelotet, welche sprachwissenschaftlichen Methoden hilfreich sind, um Dialoge in literarischen Texten, auch des Mittelalters, angemessen beschreiben und analysieren zu können.
Empfohlen wird der zusätzliche Besuch der Vorlesung zu "Dialogen in mittelalterlichen Erzähltexten".
Lektüreempfehlungen für das Seminar:
Jörg Kilian, Historische Dialogforschung. Eine Einführung, Tübingen 2005 (Germanistische Arbeitshefte 41) (zur Anschaffung).
Martin Schuhmann, Reden und Erzählen. Figurenrede in Wolframs Parzival und Titurel, Heidelberg 2008 (Frankfurter Beiträge zur Germanistik 49). |