Bemerkung |
Richard Middleton stellt in seiner Einführung in die Popularmusik Studying Popular Music die Frage: »How and why is popular music potent?« Diese Frage ist gerade für Komparatisten relevant, deren Suche nach Stoffen und Motiven sich zunehmend in den intermedialen Raum verlagert. Visuelle Intermedien wie Film, Comic und Computerspiele haben in den letzten Jahren eine signifikante Aufwertug erfahren, so dass Theorien und Methoden für eine Analyse zur Verfügung stehen. Eine derartige Entwicklung ist für das auditive Medium der Popularmusik nicht oder nur unzureichend zu erkennen, obwohl hier ein reicher Fundus literarischer Stoffe und Motive vorhanden wäre.
In dieser Übung soll die Frage beantwortet werden, wie das Medium für die literaturwissenschaftliche Arbeit nutzbar gemacht werden kann.
Zu bearbeitende Punkte wären: - Die Genese des Mediums: Wo gibt es Vorläufer, welchen historischen Prozessen ist das Zusammenspiel von Musik und Text unterworfen. - Welches intertextuelle Potential haben Songs und wie müssen bestehende Intertextualitätstheorien modifiziert werden, um im intermedialen Kontext zu greifen. - Musikrezeption: Welche Modelle gibt es, um aus Musik Bedeutung zu extrahieren. Wie funktionieren Texte im Popsong und wie Musik in Kombination mit Texten. - Wie verhält es sich mit dem Autor, Erzählinstanzen, Gattungszugehörigkeit, Para- und Metatexten im Popsong? Wo sind die medialen Grenzen zu ziehen? - In einem praktischen Teil sollen dann die Bearbeitungen von Stoffen wie Ikarus, Jesus und Faust in Songs von Tom Waits, Nick Cave, Radiohead, The White Hinterland, Bon Iver und anderen untersucht werden.
Ein Reader mit relevanten Texten wird in der Vorbesprechung bereit gestellt. |