Kommentar |
Literatur entsteht zunehmend im Austausch mit anderen Medien. Dieses Phänomen wird neuerdings in Anlehnung an die Intertextualitätstheorie mit dem Begriff Intermedialität bezeichnet. Aber Literatur ist nicht erst intermedial, seit es den Begriff gibt. Schon immer wurde das Ausprobieren und Überschreiten von medialen Grenzen als interessante Aufgabe angesehen. Es gibt z.B. literarische Texte, die versuchen, Werke der Bildenden Kunst so zu beschreiben, dass sie dem Leser vor Augen stehen. Es gibt Texte, die Montagetechniken verwenden, welche als ‚filmisch‘ bezeichnet wurden. Und es gibt Texte, die Bilder und andere Medienprodukte nicht nur beschreiben, sondern sie als narrative Elemente integrieren.
Die Frage, wie sich Literatur auf andere Medien beziehen kann, soll im Vordergrund des Seminars stehen. Dazu muss zunächst die theoretische Grundlage erarbeitet werden. Im Detail besprochen werden dann literarische Texte des 18.-20. Jahrhunderts, die in unterschiedlicher Weise mit anderen Medien interagieren, z.B.: literarische Auseinandersetzungen mit Bildender Kunst von Georg Christoph Lichtenberg bis Rainer Maria Rilke, Beispiele für visuelle Poesie, Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz (für ‚filmisches‘ Erzählen), W.G. Sebalds Austerlitz (für die Intergration von Fotografien und anderen Bildern), und schließlich E.T.A. Hoffmanns Die Fermate und Ingeborg Bachmanns Malina, die vielfältige Bezüge zur Musik aufweisen.
Die Romane werden in ausgewählten Ausschnitten behandelt. Die Texte werden zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt. |
Literatur |
Rajewsky, Irina O.: Intermedialität. Tübingen 2002.
Rajewsky, Irina O.: Das Potential der Grenze. Überlegungen zu aktuellen Fragen der Intermedialitätsforschung. In: Dagmar von Hoff/Bernhard Spies (Hg.): Textprofile intermedial. München 2008, S. 19–47.
Spielmann, Yvonne: Intermedialität und Hybridisierung. In: Roger Lüdeke/Erika Greber (Hg.): Intermedium Literatur. Beiträge zu einer Medientheorie der Literaturwissenschaft. Göttingen 2004, S. 78–102.
Wolf, Werner: Intermedialität: Ein weites Feld und eine Herausforderung für die Literaturwissenschaft. In: Herbert Foltinek/Christoph Leitgeb (Hg.): Literaturwissenschaft. Intermedial - interdisziplinär. Wien 2002, S. 163–192.
Wolf, Werner: Intermedialität und mediale Dominanz. Typologisch, funktionsgeschichtlich und akademisch-institutionell betrachtet. In: Uta Degner/Norbert Christian Wolf (Hg.): Der neue Wettstreit der Künste. Legitimation und Dominanz im Zeitalter der Intermedialität. Bielefeld 2010, S. 241–259. |