Kommentar |
"Der Liederdichter fühlt, der elegische bespricht, was er fühlt." Diese lakonische Definition F. Th. Vischers fasst das Wesen der äußerst vielschichtigen und heterogenen Elegie treffend zusammen. Die auf die griechische und römische Antike zurückgehende lyrische Gattung bezeichnete in ihren Anfängen ein in elegischen Distichen verfasstes Klagegedicht. Während der formale Aspekt in der deutschsprachigen Literatur nach seiner Einführung durch F. G. Klopstock im Verlauf des 19. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung verlor, blieb die inhaltliche Dimension der Elegie weitgehend konstant: Gedichte, in denen eine zumeist rückwärtsgewandte Sehnsucht zum Ausdruck kommt, die häufig einen Verlust (eine Liebe, einen Todesfall, einen vergangenen Zustand, "das goldene Zeitalter" etc.) betrauern, diesen Verlust jedoch zugleich mit reflexiver Distanz "besprechen" und Perspektiven für die Zukunft eröffnen.
Anhand ausgewählter Texte soll die Entwicklung der deutschen Elegie vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachgezeichnet werden. Dabei soll ein breites Spektrum von in der Elegie behandelten Themen und Diskurse abgedeckt werden: Liebe/Erotik, Tod/Trauer, Geschichtsphilosophie, Gesellschaftskritik etc. Im Seminar werden Elegien von Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Friedrich Hölderlin, Rainer Maria Rilke und Bertolt Brecht besprochen. |
Literatur |
Beißner, Friedrich: Geschichte der deutschen Elegie [1941]. Berlin 1965.
Burdorf, Dieter: Einführung in die Gedichtanalyse. Stuttgart 1997.
Wackwitz, Stephan: Trauer und Utopie um 1800. Stuttgart 1982.
Weissenberger, Klaus: Formen der Elegie von Goethe bis Celan. Bern 1969. |