Kommentar |
Neben der Darstellung von Gewalt ist Erotisches in Bild, Wort und Ton zweifelsohne das Movens öffentlicher Diskurse, welches am nachhaltigsten schockiert und dabei dennoch stets unser Interesse weckt. Erotische Provokation führt(e) zu den größten, aber auch faszinierendsten gesellschaftlichen Skandalen, und sie vermag Karrieren zu forcieren oder zu beenden. Bereits Freud erkannte im Eros einen der beiden Hauptpfeiler menschlicher und tierischer Triebstruktur und dessen oftmals (bewusst-unbewusst) das Verhalten determinierende Wirkung. Diesem Phänomen konnten und können sich Künstler - sei es aus subjektivem Drang des Sich-Ausdrücken-Wollens oder aus rein wirtschaftlichen Überlegungen heraus - als besonders emphatische und auf intensive Gefühle als Inspirationsquelle angewiesene Menschen nur schwer entziehen. So durchdringen erotische Motive und sexuelle Fantasien in einzigartig ungebrochener Folge das Kunstschaffen seit Anbeginn der Menschheit. Konkretes Zeugnis davon geben etwa die altsteinzeitliche Venus von Willendorf', die Vasenmalereien und Venusdarstellungen der klassischen Antike, die berüchtigte Nackte Maja' (1800 - 1803) des spanischen Malers Francisco de Goya (1746 - 1828) oder die schwülstigen Rokoko-Szenen des französischen Künstlers Francois Boucher (1703 - 1770). Als außergewöhnlich anstößig empfundene Werke, wie Der Ursprung der Welt' (1866) von Gustave Courbet (1819 - 1877) lösen dabei bis heute Empörung aus und werden in öffentlichen Kontexten kaum toleriert.
Die Übung möchte die prominentesten Erotica vorstellen, wobei sie sich nicht in bloßem Voyeurismus verlieren wird, sondern vielmehr das Zusammenspiel von Erotik, Skandal und positiven bzw. negativen Konsequenzen bewusst machen und kritisch überdenken will. Anhand der präsentierten Kunstwerke erotischen Inhalts wird zusätzlich ein allgemeiner Überblick über die zugehörigen kunsthistorischen Gattungen und Epochen mit ihren Stilmerkmalen bereitgestellt werden. Praxisnah erarbeitet werden außerdem grundlegende Interpretationstechniken und Analyseverfahren, die einen (kunst)wissenschaftlichen Umgang mit der Thematik sicherstellen und auch auf den Umgang mit anderen Motiven und Sujets vorbereiten. Zusätzlich werden wichtige Begriffe aus der Fachterminologie der Kunstgeschichte vorgestellt und erklärt, was zu einem sicheren, professionellen Umgang mit Kunstwerken beitragen soll. |
Bemerkung |
Zur Person Dominic Hinkel:
Dominic Hinkel, 1981 in Saarlouis geboren, studierte Neuere Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremdsprache an der Universität des Saarlandes. Seit dem Sommersemester 2011 nimmt er Lehraufträge für das Europaicum wahr. Zurzeit promoviert er bei Frau Prof. Dr. Haberzettel und Herrn Prof. Dr. Keazor über Kunst im Deutsch als Fremdsprache-Unterricht. |