Der Schweizer Conrad Ferdinand Meyer ist einer der herausragensten Novellisten des deutschsprachigen literarischen Realismus. Seinen Erzählstil (Meyers Manierismus) hat er geschult an der Kunst der italienischen Renaissance, die er während seiner Rom-Reisen kennenlernte und die von da an seine geistige Wahlheimat wurde. Als Züricher kennt er natürlich Jakob Burckhardt und dessen erfolgreiche Kultur der italienischen Renaissance, welcher er auch Typen wie die Borgias und deren Denken als Vorbild für seine Erzählungen entnimmt. Die typische Novellenstruktur mit Höhe- und Wendepunkten und dem Leitmotiv sowie kunstvoll verschachtelte Rahmen- und Binnenerzählungen bieten reichhaltiges Material um alles über die Kunst der Novellistik und die Erzähltechnik zu erfahren. Duch den anspruchsvollen Bau bietet sich eine Erzählanalyse nach Gérard Genette an.
Eine weitere Besonderheit ist begründet in Meyers historischem Verstehen, welches auf der Annahme beruht, dass große Menschen Geschichte machen. Psychisch motivierte Antriebe und individuelle Charaktereigenschaften bestimmen die Entscheidungen und Handlungen. Seine Protagonisten haben also nicht nur einen äußeren, sondern auch innere Kämpfe zu bestreiten, wodurch neben der äußeren immer auch einen innere Handlung parallel läuft. Interpretation ist demnach stark gefordert.
Neben den Prosawerken des Autors lernen die Studenten auch die Epoche des literarischen Realismus und seinen deutschen Sonderweg kennen. Es wird zu beurteilen sein, inwiefern der Schweizer C. F. Meyer als dessen Vertreter gelten kann. |