Kommentar |
"Brot vermehren, Blinde heilen, Dämonen austreiben, über das Wasser gehen" – wie soll das alles jemals möglich gewesen sein? Die Wunder Jesu (und auch die seiner Jünger) bereiten nicht selten große Schwierigkeiten, will man sie in der Gemeindearbeit oder im Religionsunterricht als einen entscheidenden Teil der Botschaft Jesu weitergeben. Sie werden als antik belächelt und als vernunftwidrig abgetan. Dabei machen sie mehr als ein Drittel des Erzählbestands der Evangelien aus. Der Theologe Manfred Köhnlein (siehe Literatur) liest die Wunder als "Protest- und Hoffnungsgeschichten", mit denen in scheinbar hoffnungslosen Situationen gegen Verzagen und Resignation protestiert wird.
In diesem Seminar werden wir neutestamentliche Wundergeschichten analysieren und die damit verbundenen historischen und theologischen Fragen klären; dabei achten wir besonders auf die verschiedenen Arten von Wundergeschichten sowie auf die sehr unterschiedlichen Zugänge der einzelnen neutestamentlichen Entwürfe. Wir werden einflussreiche hermeneutische Modelle der Wunderauslegung kennenlernen (existential, feministisch, soziologisch, psychologisch) und wir werden nicht zuletzt auch prüfen, welche Gegenwartsbedeutung neutestamentliche Wundergeschichten aufweisen und mit welchen konkreten Methoden man diese Erzählungen heutzutage in Schule und Gemeinde weitergeben und vermitteln kann. |