Kommentar |
Im Zentrum des literaturwissenschaftlichen Hauptseminars stehen Leben und Werk Hartmanns von Aue, der am Ende des ausgehenden 12. Jahrhunderts wirkte und dessen herausragende Leistung schon – wie zahlreiche Rezeptionszeugnisse belegen – von seinen Zeitgenossen und Nachfolgern gewürdigt wurde. Außer den beiden weithin bekannten Großepen "Erec" und "Iwein", welche um die Geschichten von König Artus und seiner Tafelrunde kreisen und auf altfranzösischen Vorlagen fußen, schuf er Minnelyrik und Kreuzlieder sowie drei kleinere epische Werke, die "Klage" (ein allegorisches Streitgespräch zwischen herze und lîp), "Gregorius" und den "Armen Heinrich", deren Zuordnung zu einer bestimmten Gattung Schwierigkeiten bereitet. Außer den Gattungsfragen sollen im Rahmen des Hauptseminars weitere Schwerpunkte der Hartmann-Forschung angesprochen und diskutiert werden, z. B. Fragen des Bildungshorizonts und der eigenen Akzentsetzung, der Werkchronologie, der Fassungsbildung, der Gönner und die Mechanismen des Literaturtransfers, d. h. Hartmanns Rolle bei der Vermittlung der höfischen Sprache und Kultur für das deutsche Adelspublikum. Vor allem die sensationellen "Erec"-Neufunde in der jüngeren Zeit haben die Hartmann-Forschung wieder stärker in Gang gebracht und die Frage aufgeworfen, ob neben Hartmanns "Erec", der als erster deutscher Artusroman gilt, noch ein zweiter, von ihm unabhängiger "Erec-Roman" existierte. |