Kommentar |
Die Figurenrede, d.h. die Gestaltung von Dialogen zwischen textinternen Protagonistinnen und Protagonisten, gehört seit jeher zu den wichtigsten Mitteln zur Konstitution von Figuren. Im deutschsprachigen Raum ist der Umgang mit solchen Formen der fingierten Mündlichkeit zunächst relativ zaghaft; die Autoren der "mittelhochdeutschen Klassik" jedoch entdecken im 12. Jahrhundert die vielseitigen literarischen Möglichkeiten, die die Darstellung von Redeszenen bietet. Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Entwicklung der literarisierten Dialoge von den althochdeutschen Anfängen bis ins Spätmittelalter; ein Schwerpunkt wird auf das Hochmittelalter gelegt. Thematisiert werden soll dabei auch, inwiefern die mittelalterliche Poetik für den Bereich der Figurenrede einer anderen Ästhetik verpflichtet war als die moderne. In methodischer Hinsicht zeigt die Vorlesung, welche besondere Verbindung Literatur- und Sprachwissenschaften eingehen müssen, um Dialoge in literarischen Texten angemessen beschreiben zu können.
Zur vorbereitenden Lektüre wird empfohlen:
Formen und Funktionen von Redeszenen in der mittelhochdeutschen Großepik, hg. von Nine Miedema und Franz Hundsnurscher, Tübingen 2007 (Beiträge zur Dialogforschung 36); Redeszenen in der mittelalterlichen Großepik: Komparatistische Perspektiven, hg. von Monika Unzeitig, Nine Miedema und Franz Hundsnurscher, Berlin 2011 (Historische Dialogforschung 1). |