Kommentar |
Das klassische Problem der Veränderung von persistierenden (zeitüberdauernden) Objekten ist auch heute noch eines der am stärksten diskutierten Themen der Zeitphilosophie. Veränderung ist dabei irgendeine Form von Wandel, beinhaltet also Differenz, doch eben von einem und demselben, von etwas mit sich Identischem. Ein Objekt ist beispielsweise zu einer Zeit rot und zu einer anderen grün. Das ist anscheinend etwas völlig anderes, als wenn ein Objekt räumlich an einer Stelle rot und an einer anderen grün ist, denn das ist es jeweils nur teilweise. Wie macht die Zeit es bloß, den Widerspruch zu vermeiden, der da droht, weil anscheinend ein Selbiges inkompatible Eigenschaften haben muss? Wann und wie ist dieses Identische denn grün geworden? Zu diesem Problem bietet die analytische Philosophie der Gegenwart neuartige begriffliche Differenzierungen (Enduranz/Perduranz). Deren Schwierigkeiten werden anhand einschlägiger Aufsätze diskutiert. Biologische Systeme bereiten hierbei noch zusätzliche Schwierigkeiten. Sie überdauern Zeit anscheinend auf eine ganz besondere Weise; sie bewahren ihre Identität über die Zeit hinweg, indem sie leben, wie es heißt, indem sie etwa unter Wahrung ihrer Identität nicht nur Eigenschaften (wie rot oder grün zu sein), sondern kontinuierlich auch ihre Teile wechseln (im Stoffwechsel). Dieses Konzept persistierender Lebewesen wird gegen das der rein physikalischen Systeme zu kontrastieren sein.
Haupttext:
Ted Sider: Four-Dimensionalism. An Ontology of Time and Persistence, Oxford, 2001.
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