Nur wenige Begriffe haben im politischen und wissenschaftlichen Diskurs seit dem Zweiten Weltkrieg eine ähnliche Wirkungsmacht entwickelt wie die Attribute „faschistisch“ und „totalitär“. Deren ideologische Instrumentalisierung im Zeichen des Kalten Krieges erschwerte über Jahrzehnte hinweg die immer wieder unternommenen Anläufe zu einer wissenschaftlichen Konzeptualisierung und Historisierung „faschistischer“ und „totalitärer“ Herrschaftsformen. Mit dem Ende der Systemkonfrontation haben Faschismus- und Totalitarismustheorien zwar an politischer und gesellschaftlicher Sprengkraft eingebüßt. Dennoch bleiben sie in der Forschung bis heute umstritten. Diese Übung soll die unterschiedlichen und oft widersprüchlichen Konzepte des Diktaturenvergleichs vorstellen und in ihren historischen Entstehungskontext einordnen. Neben der Lektüre theoretischer Grundlagentexte werden konkrete Anwendungsbeispiele präsentiert und besprochen, um die jeweiligen Ansätze auf ihren Anwendbarkeit in der geschichtswissenschaftliche Forschung zu testen.
Zur Einführung empfohlen: Saage, Richard: Faschismus. Konzeptionen und historische Kontexte, Eine Einführung, Wiesbaden (VS) 2007; Jesse, Eckhard (Hg.): Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz der internationalen Forschung, Bonn (BpB) ²1999.
Die Studierenden bekommen zu Beginn des Semesters einen Reader mit allen für die Übung zu lesenden Texten.