Kommentar |
Siegel begegnen uns schon in den frühen Hochkulturen in der Funktion als Verschlusssiegel, aber auch als Erkennungs- und Eigentumszeichen, als Beglaubigungsmittel und Symbole der Macht. Analysiert man ihren Bedeutungsgehalt, erhält man interessante Einblicke in Selbstbewusstsein, Selbstverständnis und Selbstdarstellung ihrer jeweiligen Inhaber (etwa Herrscher, Städte, Adlige, Geistliche, Frauen); darüber hinaus lassen sich personale, familiäre und korporative Verbindungen (Lehnsbindungen, Familienverbände, Städtebünde etc.) aufdecken und nachzeichnen. So leistet die Siegelkunde einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Aufbau und Funktionsweise der mittelalterlichen Gesellschaft. In der Übung werden die Teilnehmer in einem ersten theoretischen Teil mit der Beschreibung und wissenschaftlichen Auswertung von Siegeln als Quellen vertraut gemacht, um sie so zu einem eigenständigen Umgang mit dieser Quellengattung zu befähigen. Aufbauend auf den dabei erworbenen Fertigkeiten erhalten die Studierenden dann Gelegenheit, anhand konkreter Beispiele aus der Siegelsammlung des Historischen Instituts erste praktische Erfahrungen mit der Erfassung und wissenschaftlichen Aufbereitung von Siegeln zu sammeln und damit Einblick in typische Tätigkeitsfelder eines Archivars zu gewinnen. Darüber hinaus ist ein Besuch des Landesarchivs des Saarlandes vorgesehen. |
Literatur |
Die einschlägigen Kapitel in Ahasver von Brandt: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Suttgart, Berlin, 15. Aufl. Köln 1998 u.ö. sowie in Friedrich Beck und Eckart Henning (Hrsg.): Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die Hilfswissenschaften, 3. Aufl. Köln, Weimar, Wien 2003; Toni Diederich: Sphragistik, in: Toni Diederich und Joachim Oepen (Hrsg.): Historische Hilfswissenschaften. Stand und Perspektiven der Forschung, Köln, Weimar, Wien 2005, S. 35-59; Andrea Stieldorf: Siegelkunde. Basiswissen (= Hahnsche historische Hilfswissenschaften 2), Hannover 2004. |