Kommentar |
Trotz des Konsens', dass der mündliche Ausdruck und insbesondere das freie Sprechen zu den wichtigsten Zielen des Deutsch-als-Fremdsprache-Unterrichts zählen, ist immer noch eine Benach-teilung dieser Kompetenz zugunsten anderer Schwerpunkte, wie z.B. der Grammatik und des Schreibens, zu beobachten. Das vielerorts höhere Ansehen des Schreibens wird gerne dadurch rechtfertigt, dass Fortschritte in dieser Kompetenz leichter und objektiver zu kontrollieren sind, Lern- fortschritte i.A. schriftlich überprüft werden und die Entwicklung des schriftlichen Ausdrucks einen fördernden Einfluss auf die Sprechfertigkeit ausübt (Schreiter, 2001).
Trotz der kommunikativen Ausrichtung der modernen Fremdsprachendidaktik fehlt häufig auch die Einsicht, dass eine sinnvolle und nachhaltige Förderung der mündlichen Sprachproduktion über vor- gefertigte Gesprächsvorlagen und Dialogmodelle hinaus stattfinden kann, und sollte (vgl. Häusser- mann/Piepho, 1996). Der mangelnden kognitiven, lernpsychologischen und didaktischen Erforschung der mündlichen Sprachproduktion (Schreiter, 2001) stehen zudem die fehlende Routine und die Unsicherheit der Lehrer gegenüber, die der Sprachlosigkeit und oft auch mangelnden Motivation der Lernenden wenig entgegenzusetzen haben.
Im Sinne einer Methodik und Didaktik des freien Sprechens wollen wir uns in diesem Seminar auf der Basis einer kurzen theoretischen (sprechwissenschaftlichen und sprachphilosophischen) Grundlage mit den wichtigsten und zweckmäßigsten Methoden zur Förderung des mündlichen Ausdrucks be- schäftigen. Dabei wird auch der Blick in die modernen Deutsch-als-Fremdsprache Lehrwerke nicht fehlen. Ein weiterer Schwerpunkt wird die mündliche, d.h. gesprochene, Umgangssprache selbst sein, mit ihren besonderen lexikalen und grammatikalischen Merkmalen. Als ein weiteres Phänomen der gesprochenen Sprache im deutschsprachigen Raum wollen wir auch eine Auswahl der deutschen Mundarten mit einbeziehen und die Frage ihrer Vermittlung im Deutsch als Fremdspracheunterricht erörtern. |