Kommentar |
„Der Wald in Deutschland ist mehr als die Summe seiner Bäume. Wenn sie bedroht sind, gehen die Deutschen auf die Barrikaden. Denn der Wald ist in unserem Land nicht nur eine von der Forstwirtschaft geformte Kulturlandschaft und das Ergebnis moderner Freizeitgestaltung zwischen GPS-gestützten Wanderungen und Baumwipfelpfaden. Wälder und Bäume verfügen zugleich über hohe symbolische, spirituelle, märchengleiche Ausstrahlungskräfte und sind seit jeher Gegenstand deutscher Dichtung, Kunst und Musik. Auf diese Weise hat sich der Wald tief im Bewusstsein der Deutschen verankert – nicht nur, wenn wir unter Bäumen wandeln.“ (Deutsches Historisches Museum Berlin 2012).
Das Deutsche Historische Museum in Berlin hat unlängst eine große Ausstellung zum Verhältnis der Deutschen zum Wald ausgerichtet. Wir werden uns im kommenden Semester einigen dieser Fragestellungen historisch und empirisch annähern. Dabei geht es nicht um den Wald als Ökosystem oder natürliches Refugium für Pflanzen und Tiere. Wir widmen uns den menschlichen Nutzungen des Waldes in Geschichte und Gegenwart und auch denjenigen Vorstellungen und Bildern, die Menschen Bäumen und Wäldern zuschreiben. Denn das Verhältnis des Menschen zur Natur, das im kommenden Semester am Beispiel des Waldes analysiert werden soll, ist in erster Linie kulturell geprägt und damit historisch wie kulturell variabel. |