Kommentar |
Athen im Jahre 405 v.Chr. Die Polis, die zu Zeiten des Perikles fast den gesamten ägäischen Raum beherrscht hatte, steht an einem Tiefpunkt ihrer Geschichte. Der noch unter Perikles begonnene Peloponnesische Krieg gegen die Spartaner (431-404 v.Chr.) droht nach dem katastrophalen Ausgang der Militärexpedition nach Sizilien (415) und nach den anschließenden innenpolitischen Wirren zwischen Demokraten und Oligarchen ein böses Ende zu nehmen. Gewisse Hoffnungen hatten noch bis vor kurzem auf dem charismatischen Politiker und Militär Alkibiades geruht – ausgerechnet, hatte doch diese schillernde Persönlichkeit, ein Neffe des Perikles und Freund des Sokrates, im Verlauf des Krieges schon mehrfach die Seiten gewechselt. Bewährtere Ratgeber sollen es angesichts der schier unüberwindbaren inneren Wirren und der militärischen Mißerfolge nun besser richten. Zu diesem Zweck läßt Aristophanes niemand anderen als den Gott Dionysos, begleitet von seinem Sklaven und komischen Widerpart Xanthias, in die Unterwelt hinabsteigen. Als Theatergott will er seines Amtes walten und den kurz zuvor verstorbenen Tragiker Euripides wieder ans Licht der Oberwelt bringen; ein besserer Nothelfer für das in die Krise geratene Gemeinwesen könne sich wohl nicht finden lassen als ein moderner Vertreter derjenigen Literaturgattung, die so eng mit den großen öffentlichen Festen der Polis, mit ihrer Selbstreflexion und Selbstvergewisserung anhand der immer wieder neu dargestellten Versionen der großen griechischen Sagen verbunden ist. Doch nach vielen Abenteuern, nach bester Komödienmanier in unübertrefflichem Wortwitz und mit funkelnder Sprachkunst auf die Bühne gebracht, kommt alles ganz anders ...
Aristophanes’ großartige Komödie eignet sich hervorragend dazu, sich mit einem der der interessantesten und schönsten literarischen Genera überhaupt bekannt zu machen, und bietet zugleich eine weite Perspektive auf den literarischen, geschichtlichen und kulturellen Horizont ihrer Zeit. |
Literatur |
eine ausführliche Bibliographie wird in der ersten Sitzung ausgeteilt; zur ersten Lektüre: Bernhard Zimmermann: Die griechische Komödie (Düsseldorf 1998; Lizenzausgabe Darmstadt [WBG] 1998; Neuaufl. Frankfurt a.M. 2006); Horst-Dieter Blume: Einführung in das antike Theaterwesen (3. Aufl. Darmstadt 1991); Niklas Holzberg: Aristophanes. Sex und Spott und Politik (München 2010; Lizenzausgabe Darmstadt 2010); James Robson: Aristophanes. An Introduction (London 2009); Peter von Möllendorff: Aristophanes (Hildesheim 2002 [Studienbücher Antike]; als Lizenzausgabe auch Darmstadt [WBG] 2002); Hans-Joachim Newiger (Hrsg.): Aristophanes und die attische Komödie (Darmstadt [WBG] 1975); Hans-Joachim Newiger: Metapher und Allegorie. Studien zu Aristophanes (2. Aufl. Stuttgart 2000); speziell zum Stück: Michael Weißenberger: Und Sophokles? Überlegungen zur Konzipierung der Frösche, Rheinisches Museum 151 (2008), 49-60 |
Bemerkung |
kritische Textausgabe: Die Frösche des Aristophanes mit ausgewählten antiken Scholien, hrsg. von Wilhelm Süß (Bonn 1911; unveränderter Ndr. Berlin 1959) zur Anschaffung empfohlen (bei Bock & Seip vorbestellt): Aristophanes, Frogs, ed. with introduction and commentary by Kenneth J. Dover (Taschenbuchausgabe Oxford 1994) |