Inhalt:
Wörter sind keine in einem subjektiven Lexikon (Gedächtnis) oder einer objektiven Sammlung aufgenommenen Einzelstücke. Vielmehr stehen sie in facettenreichen Beziehungen und bilden Zusammenhänge, die von den Sprachwissenschaften mit verschiedenen Termini als „Frame“, „Feld“, „Verband“ u. ä. bezeichnet werden.
Im Seminar sollen einige der Ordnungskonzepte in „subjektiven“ und „objektiven“ Wortsammlungen, mithin kognitive Strukturen von Sprechern und Sprachgemeinschaften, wie auch Beziehungsstrukturen in Wörterbüchern vorgestellt und diskutiert werden.
Mögliche Themenbereiche:
Traditionen:
1) Anfänge der Wortfeldtheorie: Bedeutungssysteme
2) Jost Triers Bedeutungstheorie und ihre Kritiker
3) Die Beschreibungsverfahren Triers am Beispiel ‚Sinnbezirk des Verstandes‘
4) Leo Weisgerbers Sprach- und Bedeutungstheorie und der Begriff der ‚sprachlichen Zwischenwelt‘.
5) Leo Weisgerbers Beschreibungsverfahren dargestellt an Reihen-, Flächen- und Tiefengliederungen.
Praxis der Feldbeschreibung
6) Onomasiologie oder Semasiologie. Zur (Re-)Konstruktion feldkonstituierender Begriffe und Verfahrenswesen.
7) Felder als Netze. Zur Rekonstruktion von Wegen durchs Lexikon am Beispiel englischer und deutscher Wörterbücher.
8) Becher oder Humpen – Sessel oder Stuhl. Wörter als elementare Einheiten des Feldes und die Grenzen ihrer Bedeutung.
Strukturale Semantik und Wortfeldtheorie
9) Bedeutung als Merkmalbündel. Probleme einer semantischen Komponentenanalyse.
10) Semantische Verträglichkeit. Syntagmatische und paradigmatische Feldrelationen.
11) ‚Lexem‘ – ‚Archilexem‘ – ‚Sem‘ – ‚Opposition‘. Darstellung der strukturellen Semantik bei Eugenio Coseriu.
12) ‚Aktualfeld‘ und ‚Potentialfeld‘. Lexikologische Strukturbeschreibungen und das Problem der ‚Lücke im Wortfeld‘.
13) Wortfeld und Text. Kohärenz als feldkonstituierende Eigenschaft. Die Entstehung des Frame-Gedankens.
Vom Lexikon und Textstrukturen zu den Strukturen und Prozessen der Kognition
14) Subjektive Lexika und die Darstellung von Wissen als lexikologische Aufgabe.
15) ‚What’s in a frame?‘ Methodische und empirische Probleme der Framebeschreibung.
16) Zur Typologie von Frames und Verwandtem (scripts, Schemata, plans …)
17) Einzelframe und Frameverknüpfung. Verlangt die Darstellung von Verstehensprozessen die Konzeption von Meta- oder Superframes?
Wortfeld, Frametheorie und Prototypensemantik in der historischen (diachronen) Sprachwissenschaft
18) Strukturierung und Vergleich von Feldern, Frames, Schemata … in verschiedenen Sprachen und Sprachstadien.
19) Diachronische Prototypensemantik. Kognitive und sprachliche Variation in und von Feldern. |