Kommentar |
Wirft man zwei Münzen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Kopf und eine Zahl zeigt, 50%. Es ist ja ein Unterschied, ob die erste Kopf und die zweite Zahl zeigt oder umgekehrt. Wären Münzen Quantenobjekte, wäre dies aber nicht so! Gleichartige Teilchen, wie etwa zwei Elektronen, sind nämlich „ununterscheidbar“, ihnen fehlt ein charakteristisches Merkmal der Individualität. Stützt oder widerlegt dies Leibnizʼ Prinzip, wonach qualitativ Ununterscheidbares numerisch identisch ist? (Leibniz meinte, es könne beispielsweise keine zwei qualitativ exakt gleichen Kleeblätter geben.) Oder widerlegt dies vielmehr Kant und damit dessen Substanz-Auffassung, wonach es sehr wohl zwei, lediglich ortsverschiedene, qualitativ aber identische Wassertropfen geben könnte? Brauchen wir zur Deutung der Quantenmechanik also eine neue Ontologie, in der es bloß Eigenschaften, aber keine sie tragenden Substanzen gibt? Diese Fragen sind eine Herausforderung für die analytische Ontologie der Gegenwart, die vor dem Hintergrund der historischen ‚Debatte‘ zwischen Leibniz und Kant diskutiert werden soll.
Literatur: wird auf moodle bereitgestellt.
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