Kommentar |
Geld, Eigentum, Regierungen und Ehen sind Dinge, deren Existenz lediglich konventioneller Art ist, d.h. die nur existieren, weil wir glauben, dass sie existieren. Dennoch sind sie für uns objektiv in dem Sinne, dass ihre Existenz nicht einfach bloß von unseren jeweiligen individuellen Präferenzen oder Urteilen abhängt. Die Tatsache, dass wir Bürger eines Staates sind oder dass eine gewisse Papiernote in unserer Brieftasche einen Geldschein im Werte von 20 Euro darstellt, sind Beispiele solcher sozialer Tatbestände, die genauso unabhängig von menschlichem Gutdünken sind wie die Tatsache, dass die Zugspitze 2962 Meter hoch ist, oder die, dass der Genfersee eine Fläche von 580 km² hat. Unter Anleitung von John Searle werden wir in diesem Seminar versuchen, dem Rätsel sozialer Tatsachen auf den Grund zu gehen. Wir werden Searleʼs Antworten auf u.a. folgende Fragen diskutieren: 1.) Was ist die Ontologie sozialer Tatsachen und sozialer Institutionen? 2.) Wie fügen sich soziale Objekte und Tatbestände in eine Welt ausschließlich physikalischer Phänomene wie Felder und Elementarteilchen ein? 3.) Wie wird soziale Realität konstruiert, d.h. was sind die konstitutiven Regeln und Konventionen sozialer Institutionen? |