Kommentar |
Ein Ehemann setzt seiner Gattin das Herz seines Rivalen zum Verzehr vor. Erst nach dem Mahl klärt er sie über die außergewöhnliche Speise auf, woraufhin die Frau auf die eine oder andere Weise zu Tode kommt. Damit sind die Grundkonstanten eines Stoffs benannt, der ca. 800 Jahr lang, vom 12. bis zum Beginn des 20. Jahrhundert, in ganz Europa erzählt wurde und bisweilen große Popularität erlangte. Besonders bekannt sind etwa Das Herzmaere von Konrad von Würzburg, die 9. Novelle vom 4. Tag des Decameron von Giovanni Boccaccio oder ein Kapitel aus De l’Amour von Stendhal. Das Seminar widmet sich einer Reihe von deutsch-, französisch-, italienisch- und englischsprachigen Stoffvarianten und fragt nach den kulturgeschichtlichen Implikationen der im Einzelnen höchst unterschiedlichen Ausprägungen. Gute Fremdsprachenkenntnisse (insbes. französisch) sind erwünscht und hilfreich, aber nicht zwingend notwendig.
Das Seminar findet als Blockveranstaltung jeweils ganztägig aller Voraussicht nach am 18. und 19. Januar statt. Die Teilnahme an den einführenden Sitzungen zu Beginn des Semesters (22. und 29. Oktober, 18.00 – 19.30 Uhr) und am 10. Dezember (ebenfalls 18.-19.30 Uhr) ist unbedingt erforderlich! |
Literatur |
Liste der Primärliteratur (Kopiervorlagen im Handapparat):
- Konrad von Würzburg: Herzmaere, zweite Hälfte 13. Jahrhundert
- Giovanni Boccaccio: Decameron, Novelle IV, 9, um 1350
- The Knight of Curtesy and the fair lady of Faguell,
zwischen 1450 und 1550 (gute Englischkenntnisse erforderlich!)
- Bremberger-Lieder, 15./16. Jh.
- Jean-Pierre Camus: Les Spectacles d’horreur, 1630 / Harsdörffer: Das gefressne Herz, 1654
(Französischkenntnisse erforderlich)
- Babette Cochois: Isabella Mendosa, 1745.
- Christian Heinrich Schmid: Fayel, Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. – Aus dem Französischen
des Herrn d’Arnaud, 1771 (Französischkenntnisse erforderlich)
- Ludwig Uhland: Der Kastellan von Couci, 1812
- Amalie Schoppe: Gabriele von Vergy und der Castellan von Couci. Historische Novelle,
1827.
Im Handapparat finden Sie außerdem einen Ordner mit Sekundärliteratur, die in Saarbrücken nicht vorhanden ist. |