Kommentar |
Kaiser Julian "der Abtrünnige" regierte zwar nur kurze Zeit (361–363 n. Chr.), hat aber schon in der Antike christliche und heidnische Schriftsteller fasziniert. Dazu trug auch seine ungewöhnliche Biographie bei. Als Kleinkind überlebte er ein Blutbad am Kaiserhof in Konstantinopel, wuchs christlich erzogen in der Abgeschiedenheit eines Landgutes auf und interessierte sich schon früh für Philosophie und Mysterienkulte. Andererseits erwies er sich in Gallien als hervorragender Militär, den seine Soldaten sogar zum Augustus ausriefen. Auf dem Rachefeldzug gegen den unrechtmäßig Ernannten ereilte seinen Cousin Kaiser Constantius II. den Tod. Der inzwischen zum Heidentum konvertierte Julian wurde Alleinherrscher im römischen Reich. Er unternahm mit den gesamten Streitkräften des römischen Heeres einen gewaltigen Feldzug gegen das persische Sassanidenreich, das die Ostgrenze bedrohte. Dabei kam er mitten im Feindesland in Mesopotamien ums Leben und ließ Armee und Imperium führungslos zurück. Hatte er tatsächlich vor, das Reich umfassend zu paganisieren, die alten Kulte wieder einzuführen? Welche Rolle war dabei den Christen zugedacht? Wie reagierten die Reichsbewohner auf seine Maßnahmen? Hätte die Geschichte Europas einen anderen Verlauf genommen, wenn er länger regiert hätte? Diese und weitere immer noch intensiv diskutierte Forschungsfragen werden die Arbeit im Proseminar prägen.
Zum erfolgreichen Bestehen der Veranstaltung wird dringend angeraten, die Übung „Einführung in die Arbeitsmethoden der Alten Geschichte“ regelmäßig zu besuchen. Die dort vermittelten Kenntnisse der Hilfswissenschaften sowie der korrekte Umgang mit denselben werden bei den Seminarteilnehmern vorausgesetzt.
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Literatur |
Literatur: H. Brandt, Geschichte der römischen Kaiserzeit 284–363, Berlin 1998; K. Bringmann, Kaiser Julian, Darmstadt 2004; ; J.-P. Caillet, J.-M. Carrié (Hgg.), L’empereur Julien et son temps (=Antiquité Tardive 17, 2009), Paris 2009; A. Demandt, Die Spätantike, München 22008; M. Giebel, Kaiser Julian Apostata, Düsseldorf/Zürich 2002, Chr. Schäfer (Hg.), Kaiser Julian ‚Apostata‘ und die philosophische Reaktion gegen das Christentum, München 2008; S. Elm, Sons of Hellenism, fathers of the church. Emperor Julian, Gregory of Nazianzus, and the vision of Rome, Berkeley 2012
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