Kommentar |
„Noch in den ersten 18 Jahren des 20. Jahrhunderts, vergessen wir es nicht, waren der Kaiser und sein Hof das Zentrum des deutschen Establishments“ schrieb Norbert Elias in seinen „Studien über die Deutschen“. Die Herkunft der Menschen, also ihr sozialer Rang, entschieden über den Zugang in die „gute Gesellschaft“ des Kaiser-reichs. Hier begegneten sich schließlich adlige und bürgerliche Eliten zu gesell-schaftlichen Anlässen und in Vereinen. Trotz der deutlich dominierenden Hofgesellschaft präsentiert die neuere Forschung das lange 19. Jahrhundert als „bürgerlich“ und betont die hohe Prägekraft der „bürgerlichen Kultur“. In der Übung werden wir anhand ausgewählter Quellen und Forschungsliteratur die Beziehungen zwischen Bürgertum und Adel diskutieren: Wie gestaltete sich die Elite des Kaiserreichs? Wer gehörte dazu und welche Impulse gingen im sozialen und kulturellen Bereich von ihr aus? Welcher Inszenierungsprozesse und Repräsentationstechniken bediente sich das wilhelminische Großbürgertum? Schwerpunkt der Veranstaltung ist die Untersuchung schriftlicher Quellen, Bilder und Artefakte. Von jedem/jeder Übungsteilnehmer/in werden regelmäßige Textlektüre und ein Kurzreferat erwartet. |
Literatur |
Literatur: Norbert Elias: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, hg. von Michael Schröter, Frankfurt am Main Michael Schäfer: Geschichte des Bürgertums. Eine Einführung, Köln u. a. 2009. Monika Wienfort: Der Adel in der Moderne, Göttingen 2006. |