Kommentar |
"Sag mir, mit wem du isst, und ich sage dir, wer du bist" – Die neutestamentlichen Erzählgemeinschaften nutzen das Thema "Gemeinsam Essen" als Medium der Selbstdarstellung. Sie setzen die Inszenierung von Mahlfeiern als literarische Mittel ein, um das eigene Profil im Kontrast zu anderen Gruppierungen zu schärfen. Im Mittelpunkt solcher Strategien steht natürlich die Erzählung vom letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, darüber hinaus finden wir aber auch noch andere Darstellungen von Gastmählern, bei denen Jesus als Gastgeber auftritt oder selbst zu Gast ist. In diesen Entwürfen werden soziale Wirklichkeit und religiöse Erfahrung direkt miteinander verbunden – der Blick auf die Formen gemeinsamen Essens ermöglicht damit auch Erkenntnisse auf die frühchristliche Sozialgeschichte.
In diesem Seminar werden wir zunächst prüfen, welche Einflüsse aus der jüdischen und griechisch-römischen Mahltradition das frühe Christentum bei der Ausbildung der eigenen Mahlreiern aufgenommen hat. Um das neutestamentliche Spektrum einigermaßen einfangen zu können, sollen die Mahlkonzeptionen des Lukasevangeliums, des Johannesevangeliums sowie die paulinischen Abendmahlvorstellungen (1. Korintherbrief) im Mittelpunkt des Interesses stehen. Ein abschließender Blick auf frühchristliche Texte (z.B. Didache, Ignatius v. Antiochien) zeigt, wie die Abendmahltraditionen sich in der frühen Kirche weiterentwickeln. |