Kommentar |
Einer der ältesten Topoi der Liebesdichtung handelt davon, dass ‚wahrer Liebe‘ mit den Mitteln der Literatur, also der Sprache, eigentlich gar nicht beizukommen sei. Dies hat Schriftsteller allerdings zu keiner Zeit davon abgehalten, das angeblich unsagbare Gefühl zum wahrscheinlich häufigsten literarischen Sujet überhaupt zu machen. ‚Alle Geschichten‘, behauptet die Literaturwissenschaftlerin und Psychoanalytikerin Julia Kristeva sogar‚ ‚reden letztlich von der Liebe‘. Insbesondere die Gattung Lyrik scheint jedenfalls, von den jarchas bis zum kitschigen Bolero, einen Großteil ihrer Existenz der Liebe zu verdanken. Umgekehrt vermuten andere, dass das Gefühl der Liebe ohne literarische und andere mediale Vorlagen gar nicht existieren würde. Liebe ist z.B. nach Niklas Luhmann nicht intimes, seelisches Eigentum, sondern ein historisch variabler gesellschaftlicher ‚Code‘, der sich aus (oft stereotypen) medialen Mustern speist. Schon Don Quijote kannte seine Dulcinea bekanntlich gar nicht, wusste aber aus seinen Ritterbüchern ganz genau, mit welcher Inbrunst er sie zu lieben hatte.
An die Annahme angelehnt, dass Liebe ein „literarisch präformiertes, geradezu vorgeschriebenes Gefühl“ (Luhmann) ist, werden wir im Seminar an ausgewählten, vornehmlich der Lyrik entstammenden Beispielen aus verschiedenen Epochen untersuchen, wie ‚Liebe‘ von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart sprachlich modelliert worden ist.
Die gemeinsame Arbeit an Gedichten aus Spanien und Lateinamerika soll dazu dienen, grundlegende Techniken der Literaturwissenschaft zu vertiefen, vor allem aber wird sie Anlass zur Auseinandersetzung mit den verschiedenen Spielarten der Liebe, mit platonischer, höfischer, arabischer, petrarkistischer, mystischer, romantischer, exotistischer und kitschiger, mit erfüllter, tragischer und vergeblicher, mit Selbst-, Frauen- und Männerliebe, mit Ehrenkodex und Eifersucht, Erotik, Sexualität, Religion, Macht und Geschlechterbildern, geben.
Neben einer primär historisierenden Perspektive (Welche gesellschaftlichen und subjektiven Entwürfe werden in Liebesdiskursen favorisiert oder provokativ in Frage gestellt? / Welche Normen und Tabus stehen dabei zu verschiedenen historischen Zeitpunkten auf dem Spiel?), soll auch poetologischen und ästhetischen Fragen Platz eingeräumt werden (Wie kann Liebe gesagt oder geschrieben werden? / Welche besonderen Mittel stehen der Lyrik dafür zur Verfügung? / Wo verlaufen eigentlich die Grenzen zwischen Liebesdichtung, erotischen Darstellungen und ‚Pornographie‘?).
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Literatur |
Eine ausführliche Seminarbibliographie wird den Studierenden in der ersten Sitzung zur Verfügung gestellt. Zum Einlesen empfohlen:
Luhmann, Niklas: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität, Frankfurt am Main, 1982
Barthes, Roland: Fragmente einer Sprache der Liebe, Frankfurt am Main, 1988
Paz, Octavio: La llama doble. Amor y erotismo, México, 1995
Illouz, Eva: Warum Liebe weh tut, Frankfurt am Main, 2011
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Leistungsnachweis |
ECTS/CP (Verwendete Abkürzungen: PL= Prüfungsleistung, SL= Studienleistung)
Lehramt Spanisch, 2007 (Span-LW1-LAG): 4, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten) Lehramt Spanisch, 2010 (LAG S SLK): 4 oder 5 , SL= Referat, PL= benotetes Referat oder benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten)
Bachelor-Hauptfach Romanistik - Spanisch, 2010 (BA S SLK): 5, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten) Bachelor-Hauptfach Romanistik - Spanisch, 2010 (BA S LW 2): 4, SL= Referat Bachelor-Nebenfach Romanistik - Spanisch, 2010 (BA S SL): 5, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten)
Bachelor-Hauptfach Romanistik, 1. Sprache Spanisch, 2007 (Rom-SLK-BA-HF 1): 5, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten) Bachelor-Hauptfach Romanistik, 2. Sprache Spanisch, 2007 (Rom-LW-BA-HF 2): 5, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten) Bachelor-Hauptfach Romanistik, 2. Kulturraum Lateinamerika, 2007 (Rom-LW-BA-LAT-Span): 5, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten) Bachelor-Nebenfach Romanistik, 1. Sprache Spanisch, 2007 (Rom-LW1-BA-HF 2): 5, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten) Bachelor-Nebenfach Romanistik, Mono Spanisch, 2007 (Rom-LW1-BA-NF): 5, SL= Referat, PL= benotete Hausarbeit (ca. 15 Seiten)
Lehramt alt / Magister: Referat, Hausarbeit |