Kommentar |
Teleteaching-Vorlesung von Prf. Dr. Henry Thorau!
Im Rahmen unserer Kooperation mit der Universität Trier bietet wir im Sommersemester 2013 eine Tele-Teaching-Vorlesung zur portugiesischen Literatur an, die in Trier gehalten wird, jedoch von den saarländischen Studierenden im Sprachenzentrum der UdS gehört werden kann. Am 2.5.2013 findet eine Exkursion mit Prof. Reinstädler nach Trier statt, die den Studierenden die Gelegenheit geben wird, Prof. Thorau und seine Studierenden kennen zu lernen.
Eine Anmeldung im LSF ist Pflicht.
Wichtig! Diese Lehrveranstaltung kann in das Zertifikat Portugiesisch der Universität des Saarlandes (s. Homepage Prof. Dr. Janett Reinstädler/Portugiesisch) eingebracht werden!
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Bemerkung |
Zum Inhalt
Die Vorlesung des SS 2013 widmet sich der portugiesischen Literatur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Im Zentrum steht vor allem die Realismus-Naturalismus-Debatte: in Prosa und Dichtung laufen scheinbar konträre Strömungen nebeneinander her. Hatte der „Romantiker“ Camilo Castelo Branco, der portugiesische Balzac (so der französische Lusitanist Le Gentil), in ungezählten Fortsetzungsromanen das Schicksal von Bastarden und Findelkindern („enjeitados“), verführten und verlassenen Mädchen, an Standesdünkel zerbrechender Liebe, wie in Amor de perdição (1862), und arrangierter liebloser Vernunftehe minutiös geschildert und schon damals naturalistische Techniken mit gerade mimetischer Perfektion gehandhabt, so entwarf der „Realist“ Eça de Queirós ein Sittengemälde vom Portugal des 19. Jahrhunderts. Mit O crime do Padre Amaro (die erste Fassung erschien 1874, vor Zolas Roman La faute del’Abbé Mouret), mit O primo Basílio, dem Roman der verhängnisvollen Leidenschaft einer portugiesischen Bovary zum Vetter aus Brasilien, Os Maias, dem bitterbösen Fresko der lethargischen Aristokratie und korrupten Politikerklasse, des phrasenhaften Pathos des Literaturbetriebs, hat Eça de Queirós unser Bild vom Portugal des 19. Jahrhunderts nachhaltig geprägt: „O século de Eça“. Er war weit mehr als der „portugiesische Zola“ oder der „portugiesische Flaubert“, wie es so gern heißt, sondern eine der interessantesten Schriftstellerpersönlichkeiten seiner Zeit überhaupt: Realist und Phantast, Verfasser brillanter satirischer Feuilletons und politischer Journalist von fast erschreckender Hellsichtigkeit. Diese nur scheinbar widersprüchlichen Facetten der portugiesischen Literatur gilt es zu analysieren. Und während in Paris lebende portugiesische Dichter sich, französischen Vorbildern folgend, dem Simbolismo und Decadentismo verschreiben, weicht in Lisboa die sozialromantische Großstadtpoesie parnassischem Nefelibatismo und fordert der Neogarrettismo die Rückbesinnung auf lusitanische Ursprünge.
Beginn: 18.4.2013
Für die regelmäßige Teilnahme an der Vorlesung erhält man 3 CP, für die Teilnahme mit bestandener Klausur 6 CP-Punkte. |