Kommentar |
Die neueste Trendposition in der Philosophie der Wahrnehmung ist der Disjunktivismus. Diese Position leugnet, dass es sich z.B. bei folgenden, für das Subjekt ununterscheidbaren Wahrnehmungserlebnissen um ein und dasselbe Wahrnehmungserlebnis mit demselben phänomenalen Charakter handelt: (1) der veridischen Wahrnehmung eines grünen Apfels, (2) der Wahrnehmungsillusion eines roten Apfels als grün sowie (3) der Halluzination eines grünen Apfels. Statt dessen behaupten Disjunktivisten typischerweise, dass die veridische Wahrnehmung des roten Apfels direkt durch diesen (mit-)konstituiert wird, so dass ihr phänomenaler Charakter vom roten Apfel selbst abhängig ist. Sie vertreten damit einen direkten Realismus. Da im Falle der Halluzination gar kein Apfel da ist, kann die Halluzination kein mentaler Zustand desselben Typs wie die veridische Wahrnehmung sein. Im Seminar werden wir anhand des Sammelbandes Disjunctivism: Contemporary Readings von Alex Byrne und Heather Logue den Disjunktivismus in verschiedenen Versionen kennenlernen, ihn mit seinem wichtigsten aktuellen Konkurrenten, dem Intentionalismus vergleichen, seine epistemologischen Konsequenzen untersuchen und Motive und Einwände für diese Position erörtern. Literatur: Alex Byrne und Heather Logue (Hg.). Disjunctivism: Contemporary Readings. Cambridge, MA: MIT Press 2009. Adrian Haddock und Fiona Macpherson (Hg.). Disjunctivism: Perception, Action, Knowledge. Oxford: Oxford University Press 2008. Prüfungsvoraussetzungen: Die Prüfung besteht in einer benoteten Hausarbeit. Die Teilnahme am Seminar erfordert gründliches Lesen der Texte sowie die Bearbeitung (unbenoteter) Hausaufgaben. |