Kommentar |
Martin Heidegger ist wohl der umstrittenste deutsche Philosoph des 20. Jahrhunderts. Insbesondere an Heideggers Spätwerk scheiden sich die Geister: Erscheint es manchen als eine Art Orakel, nach dessen Richtspruch die abendländische Metaphysik an ihr Ende gekommen ist, mutet es vielen, vornehmlich analytischen Philosophen, als ein sinnfreies Geraune an, welches die Strenge der Argumentation durch Poesie zu ersetzen sucht. Gewiß wird man in den späten Schriften und Vorträgen Heideggers vergebens nach Argumenten suchen. Wappnet man sich aber mit etwas Geduld und Duldsamkeit, so geht einem schnell auf, dass es Heidegger auch nicht darum geht, Beweise für bestimmte Thesen zu liefern, sondern vielmehr darum, einfachste Sachverhalte, die üblicherweise weder bemerkt noch bedacht werden, aufzuweisen, d.h. auf diese hinzuweisen. Für Heidegger ist Sagen: Zeigen und Hindeuten. Insofern wird verständlich, weshalb er das Denken, welches er zu vollziehen versucht, in engster Nähe zur Dichtung sieht. Ob dieser Versuch letztlich gelingt oder aber in einem fruchtlosen Anrennen gegen die Grenzen der Sprache mündet, muß jeder nach einer sorgsamen Lektüre selbst entscheiden. Das Seminar will lediglich eine Handreichung zu einer unvoreingenommenen und ergebnisoffenen Auseinandersetzung mit Martin Heideggers Spätwerk bieten. |