Zweifellos sind Europa und das Christentum geschichtlich eng miteinander verbunden. Europa wäre ohne das Christentum nicht, was es ist, und das Christentum wäre ohne die europäische Kultur nicht, was es ist (so z.B. der Theologe und Philosoph Ernst Troeltsch). Unter Berufung auf die geschichtliche Verbindung von Christentum und Europa erhoben Europakonzeptionen wiederholt das christliche Abendland oder christliche Werte zur Leitidee für die Gestaltung Europas. Aber wie stellt sich das Verhältnis von Europa und Christentum in der Geschichte wirklich dar? Welche Motive stehen hinter Europakonzeptionen, die eine Orientierung am christlichen Abendland oder christlichen Werten empfehlen? Wie sind derartige Konzeptionen zu beurteilen? Welches Licht fällt auf das „christliche Europa“, wenn die Beziehung Europas zum Islam und der muslimische Blick auf Europa berücksichtigt werden? Solche Fragen werden in der Ringvorlesung aus der Perspektive unterschiedlicher Wissenschaften behandelt werden.
Die Ringvorlesung wird die gemeinsame Geschichte Europas und des Christentums in den Blick nehmen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei spielen, welche Rolle dem Christentum zu unterschiedlichen Zeiten im europäischen Selbstverständnis zugewiesen wird. Nicht zuletzt soll die Vorlesungsreihe einen Beitrag zur gegenwärtigen Debatte über die Zukunft Europas leisten.
Ort: Theater im Viertel, Saarbrücken, Landwehrplatz (Eingang: rechts neben dem Eingang zum Theater „Alte Feuerwache“)
Termin: dienstags, 19:00 Uhr (ab 30. April 2013)
Die einzelnen Vorlesungen:
30.4. Was ist Europa? (Prof. Dr. Clemens Albrecht, Soziologe, Koblenz)
7.5. "In eine Ecke Europas getrieben...?" Von der mittelalterlichen Christianitas zum frühneuzeitlichen Europa (Patrick Poppe, Geschichte und Religiöse Traditionen in Europa, Saarbrücken)
14.5. Die Idee des „christlichen Abendlandes“ in der Romantik (Prof. Dr. Jochen A. Bär, Germanistik, Vechta)
21.5. „Ideologisierung des Christentums“. Die Kritik evangelischer Theologen an der Idee des christlichen Abendlandes (Prof. Dr. Michael Hüttenhoff, evangelische Theologie, Saarbrücken)
28.5. Ein christliches Europa nach 1945? Zum Konzept des „christlichen Abendlandes“ in einer Welt im Umbruch (Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Hudemann, Geschiche, Saarbrücken/Paris)
4.6. Katholische Akademiker und die Idee des Abendlandes in der Weimarer Republik (Prof. Dr. Lucia Scherzberg, katholische Theologie, Saarbrücken)
11.6. Orthodoxes Europa? (Prof. Dr. Roland Marti, Slavistik, Saarbrücken)
25.6. "Weit erhaben ist Allah über alles, was die Ungläubigen über ihn sagen". Die Christen und Europa aus muslimischer Sicht im Mittelalter (Prof. Dr. Peter Thorau, Geschichte, Saarbrücken)
2.7. Neutral oder fromm? Spielräume für Religion in Schulsystemen Europas (Prof. Dr. Karlo Meyer, evangelische Theologie, Saarbrücken)
9.7. Islam im europäischen Haus. Akteure, Positionen, Dialoge (PD Dr. Hansjörg Schmid, katholische Theologie, Stuttgart)
16.7. Europa – eine Wertegemeinschaft? (Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Schröder, evangelische Theologie und Philosophie, Berlin) |