Kommentar |
„Sonette find ich sowas von beschissen,/ so eng, rigide, irgendwie nicht gut…“ Diese bekannten Verse Robert Gernhardts über die Lyrikgattung Sonett stehen in einer langen Tradition. Denn ein Blick in die Geschichte des Sonetts zeigt, dass mit dem Verfassen von Sonetten häufig auch die Reflexion der Gattung bis hin zu deren Kritik einhergeht. Besonders spannend ist diese Tatsache, da Kritik oft auch in Form eines Sonettes, also selbstreflexiv innerhalb der kritisierten Gattung, stattfindet. So kommt es beispielsweise zu Formspielereien oder Tendenzen der Auflösung und Zerstörung der Sonettform.
Das Seminar möchte daher neben der Geschichte des Sonetts auch die zahlreichen Kontroversen um eben diese Gedichtform untersuchen. Die Schwerpunkte des Seminars liegen sowohl auf den Höhepunkten des Sonettierens als auch auf den unterschiedlichen Formen der lyrischen Auseinandersetzung mit der Gattung. Dabei reicht das Spektrum an Texten von den Ursprüngen der Gattung in Italien und der Mode des Petrarkismus über die Hochphasen der deutschen Sonettdichtung in Barock und Romantik hin zum Symbolismus bis zur Gegenwart. Neben Sonetten von deutschen Autoren wie beispielsweise Opitz, Gryphius, Goethe, Schlegel, Rückert, Rilke, Becher und Gernhardt sollen auch wichtige fremdsprachige Texte von Petrarca, Shakespeare und Baudelaire untersucht werden. |