Kommentar |
Lateinische Inschriften sind uns für das gesamte Gebiet des römischen Weltreiches (darunter auch für die einst zum Imperium Romanum gehörenden Gebiete Deutschlands) in so reicher Zahl überliefert wie für kaum eine andere Weltsprache. Neben ihrer unschätzbaren Bedeutung als Zeugnisse für die politische, kulturelle und religiöse Geschichte des Altertums läßt sich an ihnen sehr viel über das „lebendige“ Latein ihrer jeweiligen Epoche ablesen, weil sie nicht durch einen jahrhundertelangen, zumeist gar nicht muttersprachlichen Überlieferungsprozeß gegangen sind und damit mannigfachen Verfälschungen unterworfen waren, sondern „eins zu eins“ das abbilden, was der Autor / Schreiber sagen wollte. Auf diese Weise lassen sich sprachhistorische Entwicklungen weit besser nachvollziehen als bei der Überlieferung literarischer Texte, die stets einem Normierungs- und Abschleifungsprozeß unterzogen sind. In gemeinsamer Lektüre sollen vor allem unter diesem Gesichtspunkt nicht allein die besonders instruktiven Inschriften und Graffitti aus Pompeii behandelt werden, sondern auch andere interessante epigraphische Zeugnisse, an denen es einen fortdauernden Zuwachs gibt (z.B. die erst kürzlich entdeckten Fluchtäfelchen aus dem Mater-Magna-Heiligtum in Mainz, aber auch auf unterschiedlichen Materialien erhaltene offizielle und private Briefe etc.). |