Kommentar |
Aus der Feder zweier aktiv Beteiligter besitzen wir packende Schilderungen eines einschneidenden Ereignisses der griechischen wie der Weltgeschichte: des Peloponnesischen Krieges, der nach dem Glanz des Perikleischen Zeitalters den Niedergang Athens als innergriechischer Großmacht einläutete. Während Thukydides sowohl durch seine scharfe Analyse der tieferliegenden Ursachen und Motive als auch durch imposante sprachliche Gestaltung seines Materials besticht, steht der „General“ Xenophon ein wenig in seinem Schatten. Als tiefschürfender Geschichtsdenker wird er kaum je betrachtet, und viele lernen ihn höchstens als Steinbruch für Übungstexte kennen, zu welchem Zweck er sich wegen seiner schlichten und klaren Sprache auch in der Tat bestens eignet. Dabei hat dieser wichtige Zeitzeuge so viel und so interessant aus seinem Leben zu erzählen, das außerordentlich bunt und abenteuerlich verlief. Aus wohlhabender athenischer Familie stammend, wurde er Schüler des Sokrates, dem er mehrere literarische Denkmäler setzte. Später machte er in persischen Diensten eine militärische Karriere, über die er in seiner berühmten Anabasis berichtet. Als ihm ein Verbannungsspruch die Rückkehr in seine Vaterstadt verwehrte, ließ er sich als Freund des Königs Agesilaos in Sparta nieder, wo er als vermögender Grundbesitzer Muße zu einer reichen literarischen Produktion fand. Eines seiner historischen Hauptwerke sind die Hellenika, in denen er, wie der Titel zum Ausdruck bringt, die Geschichte der griechischen Welt in der zweiten Phase des Peloponnesischen Krieges ab 411 v.Chr. und die weitere Entwicklung nach dem Ende dieses großen Konflikts bis etwa 350 v.Chr. darstellt. Einige wichtige Partien sollen gemeinsam gelesen und interpretiert werden. |
Literatur |
eine ausführliche Bibliographie wird in der ersten Sitzung ausgeteilt; Textausgabe: Xenophon, Hellenica, ed. Carolus Hude (Leipzig 1934, Ndr. Stuttgart, Teubner 1969)
zur ersten Lektüre: Otto Lendle: Xenophon, in: Kai Brodersen (Hrsg.): Große Gestalten der griechischen Antike. 58 historische Portraits von Homer bis Kleopatra (München 1999), 185-193; Rainer Nickel: Xenophon (Erträge der Forschung, Bd. 111; Darmstadt 1979); John Dillery: Xenophon and the history of his times (London / New York 1995); Christian Mueller-Goldingen: Xenophon - Philosophie und Geschichte (Darmstadt, WBG, 2007); William E. Higgins: Xenophon the Athenian. The problem of the individual and the society of the Polis (Albany, NY, 1977); Vivienne J. Gray: The Character of Xenophon’s Hellenica (Baltimore 1989) |
Zielgruppe |
Die Veranstaltung ist außer für Fachstudenten des Griechischen sicherlich vor allem für Studenten der Alten Geschichte interessant, aber natürlich auch für Lateinstudenten, die ihre Kenntnis des Griechischen und der griechischen Literatur auffrischen und erweitern möchten. |