Kommentar |
Die spezifische Geschichte der Auswirkungen der deutschen Besatzungspolitik in Frankreich auf die kolonisierten Maghrebstaaten und die in Frankreich lebenden Maghrebiner ist in den letzten Jahren zunehmend in den Blick von Wissenschaft, Literatur und Film geraten. Dabei rückt neben der Rolle und Bedeutung der Kolonialsoldaten im Krieg zwischen Deutschland und den Alliierten zunehmend auch die Frage in den Fokus, die sich aus der multikulturellen Zusammensetzung der Maghrebstaaten und speziell der jüdischen Präsenz in diesen Ländern ergibt. Während der Sieg und die Präsenz der Deutschen bzw. der Wehrmacht für die Juden eine Lebensbedrohung darstellt, sahen Teile der nach Unabhängigkeit strebenden arabischen Nationalisten die Deutschen als Verbündete im Kampf gegen den gemeinsamen Feind Frankreich. Der legendäre Film „Casablanca“ mit den Filmikonen Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann zeugt auf publikumswirksame Weise von der strategischen Bedeutung Nordafrikas während des Zweiten Weltkriegs als Ort der Zuflucht, der Verfolgung und Tor zur Freiheit.
Im Seminar soll zunächst der historische Hintergrund beleuchtet werden. Anhand ausgewählter filmischer und literarischer Beispiele soll dann die Deutung der Vergangenheit durch Zeitzeugen, Wissenschaftler, Filmemacher und im politischen Diskurs kritisch analysiert werden. Dem geht eine ausführliche Beschäftigung mit zentralen Konzepten der „Erinnerungskultur“ voraus. |