Kommentar |
Literarische Tagebücher gelten seit jeher als faszinierend hybrides Medium zwischen Fakten und Fiktion. Wer sich in sie vertieft, bekommt nicht nur Einblick in die Gedankenwelt eines Autors, sondern erhält auch ein Konzept, wie mit alltäglichen und kreativen Lebensinhalten reflexiv umgegangen werden kann. Dabei unterscheiden sich die Vorstellungen der Diaristen, wie das Leben zu beschreiben, zu entziffern und letztlich zu verschriftlichen ist, deutlich voneinander.
Im Seminar wird es um verschiedene Tagebuchkonzepte gehen, deren Sinngehalt im Seminar an exemplarischen Werken herausgestellt werden soll. Dabei soll weniger Wert auf einen historischen Abriss der literarischen Gattung ‚Tagebuch‘ gelegt, als vielmehr das Problembewusstsein geschärft werden, welche Schwierigkeiten in der literaturwissenschaftlichen Verwertung des Tagebuchs entstehen können. Natürlich wollen auch die Chancen zur Vertiefung der Lektüre eines bestimmten Autors diskutiert werden. Autoren, die uns im Seminar begleiten werden, sind Samuel Pepys, Charles Baudelaire, Arthur Schnitzler, Franz Kafka, Anne Frank, Max Frisch, Fritz J. Raddatz und Rainald Goetz.
Im Seminarverlauf werden meist kurze Ausschnitte gemeinsam gelesen und erarbeitet.
Als Prüfungsleistung wird die Vorstellung und Kurzanalyse eines literarischen (oder z.B. politischen) Tagebuchs eigener Wahl vorausgesetzt. Neben dieser Lektüre ist als Vorbereitung mindestens der Einblick in Kafkas und Frischs Tagebücher selbstverständlich. |