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Das Wintersemester 2012/13 führte vor, wie unter dem Einfluss von politisch-gesellschaftlicher, wissenschaftlicher und weltanschaulicher Entwicklung der Blick auf die Wirklichkeit in der Bildenden Kunst stets komplexer wurde. In der Mitte des 19. Jahrhundert angekommen konnte aufgezeigt werden, dass sehr verschiedene technische Errungenschaften direkten Einfluss auf die Wirklichkeitssicht nahmen, wie sie sich vor allem in der Malerei widerspiegelte.
Das Sommersemester 2013 knüpft hier an. Zwei Grundtendenzen zeichnen sich ab: Zum einen die divergierende politisch-gesellschaftliche Entwicklung im 20. Jahrhundert und zum andern die geradezu explosionsartige Revolution in der Technik, und hier insbesondere bei den Kommunikationsmedien. Beide Entwicklungsrichtungen reflektiert die Bildende Kunst nicht nur, sondern sie beeinflusst diese auch auf verschiedene Weise. Aber sie macht auch erschreckend bewusst, dass es eine einheitliche und einvernehmliche Wirklichkeitssicht nicht geben kann. Je nach Gesellschaftssystem wird eine kritisch-engagierte Werteeinschätzung oder der Blick auf innere Welten toleriert oder aber Kunst beugt sich willfährig einem Diktat und erzeugt eine von Machtapparaten vorgegebene Sicht auf die Welt, die sich in im Erlebnisraum des Betrachters aber so nicht wirklich wiederfindet.
Die Komplexität der Wirklichkeitserfahrung durch Kunst wird noch dadurch gesteigert, dass vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Trennung der klassischen Kunstkategorien – Malerei, Grafik, Plastik/Skulptur – nicht mehr eingehalten wird. Widergespiegelt wird die entstehende Vielfalt durch Begriffe wie Collage, Montage, Assemblage, Environment… Endgültig gesprengt wird der konventionelle Kunstbegriff durch die Einbeziehung von Zeit und Beteiligung aller Sinne des Wahrnehmenden, also nicht nur Sehen, sondern auch Hören, Fühlen, Riechen. Ein typisches Beispiel dafür ist das Happening. Vielfach verlacht, verspottet und mit Kopfschütteln bedacht vermag diese Kunstform einem aufgeschlossenen Betrachter ein Wirklichkeitserleben zu vermitteln, das er bislang so nicht gekannt hat. Ein echtes Happening-Erleben kann Ihnen leider aus praktischen Gründen nicht vermittelt werden. Aber man kann es anschaulich, vielleicht sogar hautnah schildern.
Seien Sie auf alles gespannt!
Für Neueinsteiger im Sommersemester sei soviel gesagt: Die Veranstaltungsreihe beginnt mit einem kurzen Resümee über das vergangene Wintersemester, so dass für alle Teilnehmer eine gewisse Kontinuität hergestellt wird. Außerdem gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte, die einen Vergleich von Kunst des 20. Jahrhunderts mit der früherer Epochen möglich machen. Ein solches Vorgehen ist sogar notwendig, um die unterschiedlich Blickwinkel auf die Wirklichkeit bewusst zu machen. Ein Neueinstieg ist also problemlos möglich. |