Bemerkung |
Die Idee der künstlichen Schöpfung gehört zu den ältesten Träumen der Menschheit: In der Antike ist sie bereits in der Prometheus-Sage verankert. Die Figur des Prometheus ist nicht nur als wichtigster Kulturheros einzustufen, sondern ist eng mit der Idee des Fortschritts und daher auch mit der Revolte verknüpft. Auch in der christlich-judäischen Tradition spielt die Schöpfungsgeschichte eine zentrale Rolle. Hier kommt dem Menschen als Krone der Schöpfung eine bedeutende Funktion innerhalb dieser Geschichte zu. Im Verlaufe des 18. und 19. Jahrhunderts, insbesondere im Zusammenhang mit den (natur)wissenschaftlichen Errungenschaften und generell dem wissenschaftlichen Fortschritt, wird die Schöpferrolle immer mehr vermenschlicht. Es eröffnen sich neue Perspektiven in der Auseinandersetzung mit dem prometeischen Helden: sie präzisiert sich immer stärker im Lichte der darwinistischen Theorien und bietet ein unerschöpfliches Material für die fiktionalen Werke. Die Vervollkommnung der Menschheit oder sogar die Schaffung einer neuen Spezies gewinnt ein neues Profil in Verbindung mit gentechnisch inspirierten posthumanen Visionen (z. B. Klonierung). Das Ziel des Seminars ist es, einen Überblick über die mythologischen und geschichtlichen Aspekte des Themas zu schaffen, sowie ihren Wandel und den aktuellen Stellenwert anhand einiger Fallbeispiele zu bestimmen.
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