ACHTUNG: Die Veranstaltung findet in Geb. C5 2, Erdgeschoss (unter dem Verteilergeschoss) in Raum 1, Musikwissenschaftliches Institut statt!
Der Antisemitismus (Wilhelm Marr 1879) als Judenfeindlichkeit in seinen verschiedenen Formen war im 19. Jahrhundert eine weit verbreitete Erscheinung: In der ersten Hälfte des Säkulums noch handgreifliche Sache der niederen Schichten, institutionalisierte er sich mit Unterstützung der Eliten in Politik, Wirtschaft und Kultur spätestens nach 1890. Höhepunkt dieser Entwicklung war eine kurze Zeitspanne um die deutsche Reichsgründung – hier brach der Antisemitismus auch in die kulturelle Führungsschicht des neuen Kaiserreichs ein.
Eine national aufgeladene Stimmung suchte jüdische Mitbürger als Reichsfeinde zu brandmarken, was im Jahre 1880 in der Antisemitismuspetition oder dem Jesus-Skandal kulminierte. Während Heinrich v. Treitschkes Sentenz von den Juden, die das Unglück des Reiches seien („Unsere Aussichten“, 1879) auch außerhalb der politischen Klasse gelesen wurde, hallte Richard Wagners „Über das Judenthum in der Musik“ (1850/1869) über Künstlerkreise hinaus. Ziel war die „… Auswerfung des zersetzenden fremden Elementes …“ aus der Gesellschaft des jüngst errichteten Nationalstaats.
Die Übung fokussiert daher auf die Wechselwirkungen zwischen Politik, Gesellschaft und Kulturleben. Durch eine zunächst allgemeine Annäherung an das sensible Sujet werden die Teilnehmer in die Lage versetzt, die Akteure, ihre Schriften und ihre Werke zu untersuchen. In diesem Zusammenhang wird den Studierenden nicht nur die Möglichkeit gegeben, in einem interdisziplinären Zugang Grundlagen des geschichts- und musikwissenschaftlichen Arbeitens zu üben, sondern auch anhand von Originalquellen sich in ein genauso schwieriges wie spannendes Thema zu vertiefen. |