Bestrebt, den russischen Präsidenten Boris Jelzin und seine Reformpolitik in der Russischen Föderation nach dem Zusammenbruch der UdSSR möglichst stark zu verunglimpfen, verglich der in Russland bekannte nationalistische Schriftsteller und Verschwörungstheoretiker Aleksandr Prochanov die turbulente Epoche der Transformation systematisch mit der „Zeit der Wirren“.
Die „Zeit der Wirren“ gilt zu Recht als einer der interessantesten und gleichzeitig dramatischen Kapiteln der russischen Geschichte: Mit dem Ableben des Zaren Fjodor I. 1598 endete die Herrschaft der Rurikiden in Russland. 1613 kam mit Michail I. der erste Vertreter der Romanov-Dynastie auf den Moskauer Thron. Zwischen 1598 und 1613 erlebte Russland die Herrschaft des umstrittenen Zaren Boris I. Godunov (1598 bis 1605), ausländische Interventionen, Baueraufstände sowie „Befreiungskriege“.
In der Übung wird zunächst die Herrschaft des Zaren Ivan IV. des Schrecklichen (1533 bis 1584) und seines Sohnes Fjodor I. (1584 bis 1598) zusammenfassend thematisiert. Anschließend stehen die „Zeit der Wirren“ und ihre ambivalente Darstellung in zeitgenössischen russischen und ausländischen Quellen, die Rezeption dieser Epoche im Russischen Zarenreich und ihre propagandistische Instrumentalisierung in der UdSSR und in der Russischen Föderation nach 1991. Abschließend wird auf die Thesen Aleksandr Prochanovs und seiner Kollegen eingegangen.
Studierende, die diese Veranstaltung im Rahmen des Master-Nebenfaches "Slavische Kulturen" belegen möchten, sollten sich unter alexander.friedman@mx.uni-saarland.de anmelden.
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