Minsk und Riga – Hauptstädte der westlichen Sowjetrepubliken Weißrussland und Lettland – wurden von der Wehrmacht bereits in den ersten Tagen nach dem deutschen Überfall auf die UdSSR besetzt.
Unter der deutschen Okkupation fungierte Riga als Sitz der Verwaltung des Reichskommissariats „Ostland“, zu dem auch das Generalkommissariat „Weißruthenien“ mit dem Zentrum Minsk gehörte. In die Geschichte des Zweiten Weltkrieges gingen Riga und Minsk vor allem als Schauplätze des nationalsozialistischen Völkermordes ein. Juden aus dem Reich wurden nach Minsk und Riga deportiert und dort umgebracht. Einheimische Kollaborateure wirkten bei der Judenverfolgung und -vernichtung – v.a. in Riga – eifrig mit. In Riga, die nach den Plänen Alfred Rosenbergs eine „deutsche Stadt“ und der „Stützpunkt der Eindeutschung des Baltikums“ (Seppo Myllyniemi) werden sollte, trieb die Besatzungsmacht außerdem ihre Germanisierungspolitik intensiv voran.
Im Proseminar werden die Entwicklung von Minsk und Riga unmittelbar vor dem deutschen Überfall und insbesondere die brutale Sowjetisierung Lettlands nach dem Hitler-Stalin-Pakt geschildert. Diese kurze Epoche, welche die Einwohner von Riga aufgrund der Brutalität und Radikalität der sowjetischen Politik nachhaltig beeinflusste, erhöhte ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den deutschen „Befreiern“. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die deutsche Herrschaft in Riga und Minsk, Politik der deutschen Zivilverwaltung, Zusammenarbeit und Konflikte zwischen deutschen Institutionen (Zivilverwaltung, Wehrmacht, SS), einheimische Kollaboration sowie das Alltagsleben der Bevölkerung unter der Okkupation. Abschließend werden die widersprüchliche Re-Sowjetisierung von Minsk und Riga nach dem Zweiten Weltkrieg und die Rezeption der Kriegsepoche in Weißrussland und Lettland nach dem Zusammenbruch der UdSSR behandelt.
Der Besuch des Tutoriums (Mittwoch 12h-14h) ist verpflichtend. |