Kommentar |
Die Shoah ist ein besonders schwieriges Kapitel litauischer Geschichte. Nach dem Überfall der Deutschen auf die UdSSR wurde der gößte Teil der Juden, die am Vorabend des deutschen Einmarsches in Litauen lebten, in den ersten sechs Monaten ermordet (insgesamt etwa 90 Prozent der jüdischen Gesamtbevölkerung der Vorkriegszeit). Dieses Ausmaß sucht in der Geschichte der Shoah im deutsch besetzten Teil Europas während des Zweiten Weltkrieges seinesgleichen und zieht daher das Interesse von Historikern und auch Künstlern auf sich. Im Seminar werden der geschichtliche Kontext der Shoah in Litauen sowie die aktuellen Debatten über den litauischen Anteil an der Judenverfolgung und die Klärung der lange gepflegten geschichtlichen Mythen, so etwa die fragwürdige Theorie der sogenannten "symmetrischen Gerechtigkeit" bzw. "der zwei Genozide" ausführlich behandelt. Neben historischen Dokumenten und Zeitzeugenberichten sollen relevante literarische Texte in die Diskussion einbezogen werden. Die Kursteilnehmer/innen werden sich zudem mit dem Film "Ghetto" (Regie: Audrius Juzėnas, Sprache: Deutsch) auseinandersetzen, der mit zahlreichen Preisen, unter anderem dem Litauischen Nationalpreis 2006, ausgezeichnet wurde. Als Ergänzung zur Lehrveranstaltung ist eine einwöchige Studienreise nach Litauen geplant, wobei auf dem Programm unter anderem die Besichtigung zentraler Gedenkstätten sowie der ehemaligen Ghetto-Viertel in Vilnius und Kaunas steht (die Eigenbeteiligung der Mitreisenden beträgt 20 Prozent). |
Bemerkung |
Über Dr. Ruta Eidukevicie:
Ruta Eidukevicie hat Geschichte und Germanistik an der Universität Kaunas (Litauen) und Literaturwissenschaft an der Universität Vilnius studiert. An der Universität des Saarlandes hat sie 2003 im Fach Germanistik (Literaturwissenschaft) promoviert. Sie ist Dozentin am Lehrstuhl für Deutsche und Französische Philologie an der Universität Kaunas. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf deutscher Gegenwartsliteratur, Komparatistik (deutsch-litauische Literaturkontakte), Kulturwissenschaft und Interkultureller Kommunikation. |