Kommentar |
Wie werden Litauen bzw. Litauer aus der Perspektive anderer europäischer Völker gesehen? Welches Eigenbild wollen die Litauer nach Außen präsentieren und über welche litauischen Stereotype regen sie sich am meisten auf? Ist Litauen tatsächlich vor allem als Heimatland des in die USA ausgewanderten Serienmörders Hannibal Lecter ("Das Schweigen der Lämmer" von Thomas Harris) bekannt? In welchem Licht sehen Litauen die Deutschen? Nach einer einführenden Erläuterung zur Erforschung von nationalen Images und zum Verhältnis von Auto- und Heteroimages soll im Seminar die Wahrnehmung Litauens einerseits als rückständige europäische Provinzregion, andererseits als fest in europäische Kulturprozesse eingebundenes modernes Land diskutiert werden. Anhand ausgewählter Reiseberichte, literarischer Texte und Filme soll das Fremdbild Litauens, in erster Linie aber die Entwicklung dieses Bildes in unterschiedlichen Jahrzehnten und Medien analysiert werden (angefangen mit der Darstellung mythischer Naturlandschaften bis hin zu der Thematisierung politischer und sozialer Aktualitäten des Landes). Darüberhinaus soll die Übung den Studierenden die Möglichkeit geben, ihre text- und filmanalytischen Kompetenzen zu vertiefen sowie der Frage nachzugehen, wie verschiedene Medien sich nationaler Stereotype bedienen, diese weiter transportieren oder dekonstruieren können. Deutschsprachige extbeispiele: Johannes Bobrowski: "Litauische Klaviere" (1965), Josef Haslinger: "Das Vaterspiel" (2000), Helmuth Schönauer: "Der eingecremte Blick auf Vilnius" (2002), Amelie Fried: "Eine windige Affäre" (2011). Filmbeispiele: "Representational video clip - Vilnius - European Capital of Culture 2009", Peter Webber: "Hannibal Rising - Wie alles begann" (2007), Michael Glawogger: "Kill Daddy. Goodnight" (2009) u.a. Als Ergänzung zur Lehrveranstaltung ist eine einwöchige Studienreise nach Litauen geplant, die den interessierten Kursteilnehmer/innen eine Möglichkeit bieten soll, das Land näher kennenzulernen (die Eigenbeteiligung der Mitreisenden beträgt 20 Prozent). |
Bemerkung |
Über Dr. Ruta Eidukevicie:
Ruta Eidukevicie hat Geschichte und Germanistik an der Universität Kaunas (Litauen) und Literaturwissenschaft an der Universität Vilnius studiert. An der Universität des Saarlandes hat sie 2003 im Fach Germanistik (Literaturwissenschaft) promoviert. Sie ist Dozentin am Lehrstuhl für Deutsche und Französische Philologie an der Universität Kaunas. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf deutscher Gegenwartsliteratur, Komparatistik (deutsch-litauische Literaturkontakte), Kulturwissenschaft und Interkultureller Kommunikation. |