Kommentar |
Die Erfolgsgeschichte des Romans ist – das können wir uns heute aufgrund seiner großen Popularität kaum vorstellen – eine verhältnismäßig junge, da sich die Gattung als eigenständiges literarisches Genre erst im Anschluss an die normativen Regelpoetiken des 18. Jahrhunderts etablieren konnte. Zu Beginn des Seminares werfen wir einen kurzen Blick auf antike und mittelalterliche Protoformen des Romans und wenden uns dann der Gattungsgeschichte ab der Mitte des 18. Jahrhunderts zu: Zum einen lesen wir theoretische Texte u.a. von Friedrich von Blanckenburg (1774), Friedrich Schlegel (1789), Julian Schmidt (1856) und Michail Bachtin (1937), die uns Einblicke verschaffen sollen, wie der Roman zur jeweiligen Zeit definiert wurde und welche Funktionen man ihm bei der literarischen Erfassung von Welt und Wirklichkeit zudachte. Zum anderen interpretieren wir vor dieser Folie Romane von Gellert, Schlegel, Fontane u.a. und versuchen so, die poetologischen Postulate an ihren Umsetzungen zu messen. Leitend wird dabei die Frage sein, welche Aspekte der untersuchten Romane die jeweiligen theoretischen Bestimmungsversuche treffend beschreiben und wo sie – gerade auch wegen ihres mitunter recht weit reichenden Anspruches – an ihre Grenzen stoßen. Das Seminar bietet Ihnen die Gelegenheit, den Umgang mit theoretischen Texten ebenso wie die Romaninterpretation einzuüben, und bereitet Sie damit zugleich auf das literaturwissenschaftliche Hauptstudium vor. |
Literatur |
Zu Beginn des Seminares wird auf die zur Anschaffung empfohlenen Primärtexte hingewiesen, zusätzliche Sekundärliteratur stelle ich über einen gemeinsam genutzten Folder bereit.
Anzuschaffen ist folgende Reclam-Anthologie: Hartmut Steinecke/Fritz Wahrenburg (Hg.): Romantheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart. Stuttgart 1999. |