Kommentar |
1935 hat Thomas Mann mit Emphase apodiktisch konstatiert: »Rundheraus gesagt, halte ich die österreichische Literatur in allen Dingen des artistischen Schliffes, des Geschmacks, der Form-Eigenschaften, die doch wohl nie aufhören werden, in der Kunst eine Rolle zu spielen, und die keineswegs epigonenhaften Charakters zu sein brauchen, sondern Sinn für das Neue und Verwegene nicht ausschließen – der eigentlich deutschen für überlegen.«– Ohne dieses literaturkritische Urteil bewerten zu wollen, sei es zum Anlass genommen, österreichische Literatur nach 1945 zu betrachten und auf mögliche Besonderheiten im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Nationalliteraturen zu befragen.
Allein die chronologisch Sortierung einer Auswahl möglicher zu analysierender Texte unterschiedlicher Autoren dürfte die Vielschichtigkeit und Heterogenität österreichischer Schreibweisen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aufzeigen. Exemplarisch angeführt seien das HörspielEin Geschäft mit Träumen(1952) von Ingeborg Bachmann, frühe Prosatexte Ilse Aichingers aus ihrem Erzählungsband Der Gefesselte(1953), Marlen Haushofers Roman Die Wand (1963), Peter Handkes Sprechstück Publikumsbeschimpfung (1966), Peter Roseis Entwurf für eine Welt ohne Menschen (1975), Klaus Hoffers Erzählung Am Magnetberg (1979/83), Elfriede Jelineks Roman Die Klavierspielerin (1983), Christoph Ransmayrs Erzählung Strahlender Untergang (1982)sowiesein RomanDie letzte Welt (1988), der Roman Mahlers Zeit (1999) des österreichisch-deutschen Autors Daniel Kehlmann, Marlene Streeruwitz’ Jessica, 30. (2004), Arno GeigersRoman Es geht uns gut (2005) und Thomas Glavinics Die Arbeit der Nacht (2006).
Im Seminar sollen ausgewählte Texte österreichischer Literatur nach 1945 gelesen, in Einzeltextanalyse untersucht sowie auf mögliche Analogien und Differenz befragt werden. |
Literatur |
Haase, Horst: Österreichische Literatur des 20. Jahrhunderts. Einzeldarstellungen. 2., durchges. u. erg. Aufl Aufl. Berlin: Volk und Wissen 1990.
Die österreichische Literatur seit 1945. Eine Annäherung in Bildern. Hrsg. von Volker Kaukoreit u. Kristina Pfoser. Ditzingen: Reclam 2000.
Schmidt-Dengler, Wendelin: Bruchlinien I: Vorlesungen zur österreichischen Literatur 1945 bis 1990. Wien: Residenz 2010.
Schmidt-Dengler, Wendelin: Bruchlinien II: Vorlesungen zur österreichischen Literatur 1990 bis 2008. Wien: Residenz 2012.
Zeyringer, Klaus: Österreichische Literatur seit 1945. Überblicke, Einschnitte, Wegmarken. Erg. u. akt. Neuaufl Aufl. Innsbruck: Studienverl. 2008. |