Kommentar |
Seit einigen Jahren wird unter dem Schlagwort cultural turn über verschiedene Neuorientierungen in den Kultur- und Sozialwissenschaften diskutiert. Die Liste der cultural turns ist so vielfaltig, dass diese oft als beliebig erscheinen können: interpretive turn, performative turn, postcolonial turn, transnational turn, spatial turn, visual turn... Die Turn-Etikettierung bezieht sich manchmal auf eine neue methodologische Fokussierung, manchmal aber auch auf einen neuen inhaltlichen Forschungsschwerpunkt.
In dem Seminar werden wir uns mit der Bedeutung von einem dieser turns auseinandersetzen: mit dem visual turn (bzw. iconic turn oder pictorial turn). Wir werden unter anderen der Frage nachgehen, in wie weit handelt es sich hier um eine Neuorientierung, die sich fachübergreifend entfaltet. Oder ob bestimmte Fächer an Protagonismus gewinnen, wie zum Beispiel die Kunstgeschichte, welche dann zur Leitdisziplin der Kulturwissenschaften werden kann. Die Frage nach der Bedeutung der Neuorientierung führt uns auch zu der Frage nach den VordenkerInnen und daraus folgend zur Suche nach früheren Forschungen in den Kulturwissenschaften, in denen schon ein visual turn eingeschlagen wurde, bevor überhaupt vom visual turn die Rede war.
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Literatur |
Einführende Literatur:
Doris Bachmann-Medick: Cultural Turns: Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2006, 4. Aufl. 2010.
Gottfried Boehm: „Die Wiederkehr der Bilder“. In Boehm (Hg.): Was ist ein Bild? München: Fink 1994, S. 11-38.
Hartmut Böhme: „Vom „turn“ zum „vertigo“. Wohin drehen sich die Kulturwissenschaften?“ Rezension zu Bachmann-Medick, Cultural turns. In: Journal of Literary Theory online. URL: http://bachmann-medick.de/wp-content/uploads/2008/05/Hartmut%20B%C3%B6hme%20Rezension%20Cultural%20Turns.pdf
William J. Thomas Mitchell: Bildtheorie. Frankfurt: Suhrkamp 2008.
William J. Thomas Mitchell: The Pictorial Turn. In: Artforum. März 1992. |