Kommentar |
Man kann sich in einer bestimmten Stimmung befinden oder Stimmungsschwankungen unterlegen sein. Ebenso kann es heißen, es herrsche eine angespannte Atmosphäre oder eine heitere Stimmung in einem Raum. Jene Unschärfe im umgangssprachlichen Gebrauch der Wörter Stimmung und Atmosphäre gilt es methodisch kritisch zu begegnen. Können jene Kategorien dabei helfen, unser Verhältnis zu unserem Umfeld zu erschließen? Wie ist es mpöglich, dass architektonische Formen Ausdruck eines Seelischen, einer Stimmung sein können? Dies fragte sich Heinrich Wölfflin bereits 1886 in seiner Schrift "Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur".
Existiert ein objektiver Raum? Oder ist die Entität Raum ohne einen Betrachter etwa undenkbar? Ist es nicht im Gegensatz sogar möglich, von einem subjektiven Raumverständnis auszugehen? Wobei sich dann automatisch das Untersuchungsmoment der Raumwahrnehmung ergibt.
Die Übung vermittelt durch die Lektüre der Grundlagenliteratur die Terminologie und die Methoden der Raumforschung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den beiden phänomenologisch geprägten Kategorien "Stimmung" und "Atmosphäre". Jenes Wissen soll praktisch in eine kulturwissenschaftliche Reise über den Campus der Universität des Saarlandes münden. Es gilt, alltägliche Räume bewusst wahrzunehmen und zu analysieren. Für die Veranstaltung "Tag der offenen Tür" soll mit den Teilnehmern der Übung ein Rundgang über den Campus mit Schwerpunktlegung auf Raumwahrnehmungen erarbeitet werden. |
Literatur |
Hauser, Susanne und Christa Kamleithner und Roland Meyer (Hgg.): Architekturwissen. Grundlagentexte aus den Kulturwissenschaften. Zur Ästhetik des sozialen Raumes (Architekturen, Bd.1), Bielefeld 2011. Lehnert, Gertrud (Hrsg.): Raum und Gefühl. Der Spatial Turn und die Emotionsforschung (Metabasis, Bd.5), Bielefeld 2011. Wellbery, David E.: Stimmung, in: Karlheinz Barck u.a. (Hrsg.): Ästhetische Grundbegriffe. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, Bd. 5, Stuttgart und Weimar 2001, S. 703-733.
|