Kommentar |
1414 trat in der Kathedralstadt Konstanz am Bodensee eine Versammlung zusammen, die nach der allgemeinen Wahrnehmung vor allem das seit 1378 andauernde Große Abendländische Schisma beenden sollte. Seit dem vorangegangenen Konzil in Pisa, das in dieser Hinsicht 1409 letztlich kläglich gescheitert war, beanspruchten drei Päpste die Nachfolge Petri. Den verschiedenen Initiativen des römisch-deutschen und ungarischen Königs Sigismund, der damit freilich durchaus eigene politische Interessen verband, war es zu verdanken, dass jenes Konzil in Konstanz und damit im nordalpinen Reichsgebiet einberufen worden war. Nicht zuletzt dem Engagement Sigismunds war es zudem geschuldet, dass das Konzil in den folgenden Jahren bis zu seinem Ende im Jahr 1418 zu dem herausragenden Forum der europäischen Politik sowie der Verhandlung vielfältiger Gegensätze, kriegerischer Konflikte und Streitfragen wurde. Nicht nur durch das Problem der Wiederherstellung der Kircheneinheit (causa unionis) erhielt das Konzil also eine „europäische Dimension“. Trotz des schließlich 1417 erzielten Erfolgs in der Papstfrage hat man die Kirchenversammlung lange Zeit insbesondere wegen der letztlich auf spätere Konzilien vertagten Kirchenreform und der Verbrennung des Jan Hus, welche schwerwiegende und die Reichspolitik lange beeinflussende Konflikte in Böhmen mit sich brachte, auch durchaus negativ beurteilt. Den zahlreichen Aspekten dieses Themenfeldes will das Seminar an ausgewählten Fallbeispielen nachgehen. |
Literatur |
Walter BRANDMÜLLER: Das Konzil von Konstanz 1414-1418, 2 Bände, Paderborn 1991-1997 (Konziliengeschichte Reihe A. Darstellungen 1); Ansgar FRENKEN: Die Erforschung des Konstanzer Konzils (1414-1418) in den letzten 100 Jahren, Paderborn 1993 (AHC 25); Ivan HLAVÁČEK / Alexander PATSCHOVSKY (Hgg.): Reform von Kirche und Reich zur Zeit der Konzilien von Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449). Konstanz-Prager Historisches Kolloquium (11.-17. Oktober 1993), Konstanz 1996; Heribert MÜLLER / Johannes HELMRATH (Hgg.): Die Konzilien von Pisa (1409), Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449). Institutionen und Personen, Sigmaringen 2007 (VUF LXVII); Heribert MÜLLER: Die kirchliche Krise des Spätmittelalters: Schisma, Konziliarismus und Konzilien, München 2012 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 90). |