Kommentar |
Die Empfindsamkeit als Strömung der Aufklärung ist geprägt vom Prinzip des Gefühls, das die scheinbar einseitige Rationalität der Aufklärung ergänzen soll. Dies schlägt sich in den literarischen Texten der Zeit nieder: Gefühlsbetontheit, Tugendhaftigkeit, Freundschaft, Liebe und Naturnähe werden zu zentralen Themen anhand derer neue literarische Ausdrucksmöglichkeiten entstehen. Die empfindsamen Protagonisten erweisen sich als Helden der Tugend, erleben starke, häufig tränenreiche Emotionen und erfahren Gott in der Natur. Das Gefühl wird zum Maßstab für Persönlichkeit und Handlungen, man lotet die Nuancen des eigenen Seelenlebens aus und analysiert diese in Briefen, Gesprächen, Tagebüchern oder Bekenntnissen.
Das Seminar vermittelt anhand kanonischer literarischer Texte einen Überblick über die Literatur der Empfindsamkeit. Hierbei steht ein weites Spektrum an Gattungen im Fokus, beispielsweise der damals beliebte Briefroman oder die als neu empfundene lyrische Ausdrucksweise Friedrich Gottlieb Klopstocks. Da der Einfluss französischer und englischer Autoren zentral für die Strömung der Empfindsamkeit war, sollen auch auszugsweise diese wichtigen literarischen Vorbilder untersucht werden. |