Kommentar |
Heute Abend findet eine Party statt. Es wird gutes Essen, Getränke, angenehme Konversationen und Musik geben – darüber hinaus wird getanzt werden. Ronnie und Bradley sind – wie alle anderen auch – eingeladen. Während Ronnie das Tanzen liebt, kann Bradley Tanzen nicht ausstehen. Die Tatsache, dass auf der Party getanzt wird, ist für Ronnie demnach ein Grund, hinzugehen – schließlich tanzt er gern. Für Bradley hingegen ist die Tatsache, dass auf der Party getanzt wird, kein Grund sich dort blicken zu lassen. Bradley scheint viel mehr einen Grund zu haben, der Party fernzubleiben. Wird nun gefragt, warum Ronnie und Bradley jeweils einen Grund haben, den der andere nicht hat, liegt folgende grobe Einschätzung nahe: Beide haben unterschiedliche Gründe, weil sich beide in psychologischer Hinsicht unterscheiden: Beide mögen/wollen/wünschen verschiedene Dinge.
Die meisten Philosophen stimmen darin überein, dass sich zumindest manche Gründe letztlich auf gewisse psychologische Zustände der Personen, die die jeweiligen Gründe haben, zurückführen lassen. Vertreter sog. „Humeanischer Theorien der Gründe“ gehen einen Schritt weiter und verteidigen die Annahme, dass sich alle Gründe entsprechend auf psychologische Zustände von Personen zurückführen lassen – ganz ähnlich wie sich Ronnies Grund, zur Party zu gehen, auf seine Liebe zum Tanzen zurückführen lässt.
In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit einer aktuellen und einflussreichen Ausarbeitung einer solchen Humeanischen Theorie der Gründe von Mark Schroeder. Schroeder erarbeitet in seinem Buch Slaves of the Passions mit beeindruckender Klarheit und großem Gespür für Schwierigkeiten eine sehr interessante Auffassung, die in letzter Konsequenz zu einem moralischen Realismus führt. Wir werden das Buch studieren und die Argumentation von Wünschen über Gründe hin zur Moral nachvollziehen und „auf dem Weg“ eine Menge über Handlungstheorie, Metaethik und Moralphilosophie lernen. |