Kommentar |
Wir alle sind Realisten, zumindest im Hinblick auf gewisse Arten von Gegenständen. Wir gehen davon aus, dass sich viele unserer Aussagen tatsächlich auf Gegenstände beziehen, und wir gehen darüber hinaus davon aus, dass die Wahrheit oder Falschheit unserer Aussagen über diese Gegenstände von deren (objektiver) Beschaffenheit abhängt, und beispielsweise nicht davon, was wir über sie denken oder von ihnen glauben. Für welche Arten von Gegenständen wir einen realistischen Standpunkt einnehmen sollen, darüber gehen die Meinungen allerdings stark auseinander. Manche Philosophen vertreten lediglichen einen Realismus mit Bezug auf raum-zeitliche Einzeldinge, andere halten auch die Existenz von Universalien für gewährleistet, und wieder andere dehnen ihren Realismus sogar auf mathematische Objekte, mögliche Welten oder Bedeutungen aus. Doch ganz gleich, für welche Art X von Gegenständen man eine realistische Position vertritt, man kann sicher sein, dass es Leute gibt (und immer gegeben hat), die einen solchen X-Realismus ablehnen. Diese Antirealisten lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen. Die Mitglieder der einen Gruppe stellen die Existenz der Xe prinzipiell in Frage und bieten zugleich Erklärungen dafür an, wie man unser vermeintliches Reden über diese Xe angemessener interpretieren sollte. Zu diesem Lager gehören die Fiktionalisten, die Instrumentalisten, die Anhänger der Irrtums-Theorie sowie die in der Metaethik populären Nicht-Kognitivisten. Die Vertreter der anderen Gruppe akzeptieren zwar, dass es Xe gibt, betrachten deren Existenz und Beschaffenheit jedoch als etwas, das von unserem Denken und Handeln abhängt. Wichtige Teilgruppen bilden hier die Idealisten sowie Verfechter diverser konstruktuivistischer Theorien. Das Seminar soll die Auseinandersetzung zwischen Realismus und Antirealismus anhand ausgewählter Texte nachzeichnen und dabei die verschiedenen antirealistischen Strategien zur Sprache bringen. Im Vordergrund sollen Arbeiten aus der neueren Analytischen Debatte stehen. Die konkrete Auswahl der Texte und Positionen wird sich allerdings an den Interessen und Wünschen der Teilnehmer ausrichten. |